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Archiv-Artikel

Senat entdeckt die Eltern

Mit einem Integrationsprogramm will der Senat Eltern mit Migrationshintergrund ansprechen und motivieren, sich stärker zu engagieren. Gefördert werden 17 Projekte

Der Senat hat eine neue Zielgruppe für seine Integrationsbemühungen entdeckt: Eltern mit Migrationshintergrund. Gestern stellte Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (Linkspartei.PDS) ein neues Aktionsprogramm des Senats vor. Dessen Ziel ist es, bildungsferne und sozial benachteiligte Familien vor allem mit Migrationshintergrund zu unterstützen und ihre Erziehungskompetenz zu stärken. „Eltern sind der Schlüssel für Integrationserfolge der gesamten Familie“, betonte Knake-Werner. 17 Projekte werden ein Jahr lang mit 500.000 Euro gefördert.

Hintergrund des Aktionsprogramms ist die andauernde Debatte über Integration, die vor wenigen Wochen durch den Brandbrief der LehrerInnen der Rütli-Schule in Neukölln neu angefacht wurde. Die PädagogInnen hatten öffentlich die katastrophalen Zustände an der Bildungseinrichtung kritisiert.

Knake-Werner will mit dem Förderkonzept neue Wege gehen. „Wir machen die Förderung erstmals von einer engen Kooperation zwischen den einzelnen Migrantenvereinen und einer Stadtteileinrichtung abhängig“, sagte Knake-Werner. Diese Tandems sollen die Kräfte bündeln und die Kompetenz der MigrantInnen für die Integrationsarbeit systematisch nutzen.

Ein Schwerpunkt des integrationspolitischen Aktionsprogramms sei das Ansprechen und Aktivieren von Eltern mit Migrationshintergrund, betonte die Senatorin. „Es ist dringend erforderlich, dass sich Einrichtungen wie Kitas, Schulen, Erziehungs- und Gesundheitsberatungsstellen interkulturell öffnen.“ Es sollen Projekte unterstützt werden, die sich gezielt bei Eltern melden und versuchen, deren Motivation zu wecken.

„Ich hoffe, dass das Aktionsprogramm neue Impulse für die Integrationsbemühungen der Stadt geben kann“, sagte der Integrationsbeauftragte des Senats, Günter Piening. Jedes Projekt soll wissenschaftlich begleitet und nach Ablauf auf seine Wirkung überprüft werden. Er wünsche sich, „dass die Projekte, die sich als erfolgreich erwiesen haben, danach weiter gefördert werden“.

Knake-Werner stellte im Kindertreff „Waschküche“ in Neukölln drei konkrete Projekte vor, die sich um einen innovativen Ansatz einer elternorientierten Integrationspolitik bemühen. Das „Rucksack“-Projekt setzt auf eine enge Kooperation zwischen Kitas und Müttern. Dabei werden sowohl die Muttersprache als auch Deutsch als Zweitsprache gefördert. Beim Projekt „Elan Elternaktivierung in Neukölln“ wird im Kindertreff ein Elterncafé für türkische und arabische Eltern eingerichtet. Daneben werden Elternkurse angeboten, die neue Einsichten in pädagogische Konzepte vermitteln sollen.

Tandempartner von Elan – und gleichzeitig drittes gefördertes Projekt – ist der Verein Al Dar, der seit 22 Jahren mit Familien arabischer Herkunft arbeitet. Zurzeit organisiert Al Dar Projekte an Neuköllner und Kreuzberger Schulen, die sich vor allem an arabische Väter richten. Sie sollen diese befähigen, ihre Vorbildfunktion ihren Kindern gegenüber wahrzunehmen. Dabei soll die Kommunikation sowohl mit den Kindern selbst als auch mit der Schule der Kinder verbessert werden.

Kays Al-Khanak