Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Manchmal würde man doch eine sozialistische Zuteilungspolitik wünschen, die auch wirklich Sorge dafür trägt, dass die Besucherströme zu den Konzerten etwas geregelter fließen und es so nicht passieren kann, dass etwa ein Auftritt der immerhin fast legendären Neuseelandpopper von The Clean eben am Dienstag nicht nur vor einem schütteren Häuflein Interessierter stattfinden muss, während andere Konzerte von Jungbands, die nur auf retro machen, ausverkauft sind. Das ist nicht gerecht. Dafür aber wissen die Clean-Konzertbesucher jetzt wenigstens, dass das als Vorband spielende brasilianische Schlagzeug-Gitarrenduo Músicas intermináveis para viagem mit malmenden Krautrockexerzitien eine neue Lieblingsband ist. Würde wunderbar auch als Zuspiel zu den Secret Chiefs 3 am Montag im Roten Salon passen, dem vom Ex-Mr.-Bungles-Gitarristen Trey Spruance geleiteten Ensemble, das was für die Freunde des exquisiten Klangabenteuers ist, die mühelos von einer sufistisch inspirierten Surfmusik auf geheimnisvolle Weltmusiken umschalten können, für die die passenden Völker und Stämme noch nicht erfunden sind. Also psychedelische Grenzerfahrungen, denen im Roten Salon das heftig zulangende Free-Trash-Duo Fat32 aus Frankreich vorgeschaltet ist. Und wer es am Montag lieber mit uplifting-schlackenlosen Popdreiminütern halten will, macht mit The Drums wenig falsch, dem Quartett aus Brooklyn, das schon wieder in Berlin ist und diesmal bereits im Postbahnhof spielt. Am Dienstag im Nbi: Painted Daisies, Neo-Psychedelia aus Dänemark, von schrammelnd ruppig bis sanft schwebend. Immer aber mit dem leicht weggetretenen Gesang, weil es sonst nicht richtig psychedelisch wäre. Am Donnerstag im Berghain: Caspar Brötzmann Massaker. Die Wiederkehr des wohl geordneten, brachialen Gitarrenlärms.

■ Secret Chiefs 3: Roter Salon, Mo., 21 Uhr. 12 €

■ The Drums: Postbahnhof, Mo., 21 Uhr. VVK: 14 €

■ Painted Daisies: Nbi, Di., 20 Uhr. 8 €

■ Caspar Brötzmann Massaker: Berghain, Do., 20 Uhr. 16 €