PAPST FRANZISKUS: VATIKAN WIRD SPEZIALDEMOKRATISCH

Die katholische Kirche will modern werden und hat sich dafür das allerbeste Beispiel ausgesucht: die SPD und ihr Mitgliedervotum über den Koalitionsvertrag. Ähnlich wie die Sozis will der Vatikan alle seine Mitglieder respektive Gläubigen per Briefwahl zu ihrer Meinung befragen. Das schreibt Papst Franziskus in einem am Dienstag veröffentlichten Dokument mit dem Titel „Evangelii Gaudium“, was übersetzt so viel bedeutet wie „Das wird eine geradezu evangelische Gaudi“. Demnach will Gottes Stellvertreter auf Erden die Basis entscheiden lassen, ob man eine Koalition mit den irdischen Kräften dieser Welt eingehen sollte. Das Procedere der SPD dient dabei als Vorbild: Am Nikolaustag bekommen die eine Milliarde Katholiken Briefwahlunterlagen zugesandt mit einem Stimmzettel, auf dem sie „Ja“ oder „Nein“ ankreuzen können. In der zweiten Adventswoche wird der Koalitionsvertrag in Kirchen und Gemeinden diskutiert. Am dritten Advent ist Einsendeschluss. Bis 24 Uhr müssen die Stimmen im Postfach des Papstes eingegangen sein. Am vierten Advent werden die Abstimmungsbriefe in eine angemietete Halle in Rom gebracht. Dort werden sie von Hochleistungsschlitzmaschinen geöffnet. Am 24. Dezember werden unter Aufsicht der Glaubenskongregation die Stimmzettel ausgezählt. Rund 400 Helfer unterstützen den Klerus dabei. Nach Ende der Auszählung steigt roter Rauch auf und das Ergebnis wird noch am Abend bekanntgegeben: „Habemus coalitionem!“