Nordsee als Mordsee

NEUES MUSEUM

Vor der Mündung sind viele abgesoffen: Ehe es moderne Navigationsmittel gab, war die Einfahrt zur Elbe schwer zu finden. Schiffe strandeten im Watt, wurden von den Wellen zerschlagen. Aber auch draußen auf der Nordsee war das Leben gefährlich. Davon einen Eindruck vermitteln soll neues Museum, das Niedersachsens Ministerpräsident Stefan Weil (SPD) am Mittwoch in Cuxhaven eröffnet.

Gibt es die Küste rauf und runter nicht genug Schifffahrts- und Meeresmuseen? „Wir haben spezielle Themen, die Cuxhavener Themen sind“, behauptet Direktorin Jenny Sarrazin. Sie hat das neue Haus in den vergangenen sechseinhalb Jahren aus dem Wrack- und dem Fischereimuseum aufgebaut. Für sieben Millionen Euro wurden zwei ehemalige Fischpackhallen saniert, Geld kam von der EU, dem Land, verschiedenen Stiftungen und weiteren Partnern.

Das Wrackmuseum war städtisch, das Fischereimuseum, sagt Sarrazin, haben „Zeitzeugen der Hochseefischerei aufgebaut“ – mit dem Wunsch, dass die Stadt einmal ihre Ausstellung übernehme, wenn sie kaum mehr krauchen können. Mit dem Nachwuchs ist es in der Branche nicht weit her.

Dass die Stadt mitspielt, liegt daran, dass sie vom Tourismus lebt. „Wir sind die besucherstärkste Destination an der ganzen Nordsee.“ Das neue Museum soll eine Angebotslücke schließen, indem es den Touristen eine Anlaufstelle bei Schmuddelwetter bietet.

Im Unterschied zu vielen anderen Küsten-Museen sollen bei „Windstärke 10“ die Schiffe nur die zweite Geige spielen. „Wir erzählen Geschichten von Menschen und stellen nicht nur Schiffstechnik aus“, sagt Sarrazin: Wie hat man gelebt und gearbeitet auf See? Wie haben die Menschen den Untergang ihrer Schiffe erlebt?

Wracks gibt es kaum zu sehen, bloß den bescheidenen Rest eines Fischerei-Ewers und die neun Tonnen schwere, romantisch aufgemachte Schraube des Auswandererschiffes „Cimbria“, das 1883 vor Borkum sank. Das Museum erzählt die Geschichte dieses Untergangs mit 437 Opfern und auch die des einzigen Überlebenden des kleinen Kreuzers „Cöln“: Wie das Kriegsschiff 76 Stunden lang in der Nordsee trieb, setzt man per 360-Grad-Projektion in Szene.  KNÖ