: SOUNDTRACK
Unter anderem dem US-Label SST verdankt die kleine Welt des Punk sicherlich, dass die dort vorherrschenden elementaren Anti-Haltungen in den frühen 1980er Jahren durch musikalische Innovationen unterstrichen und bekräftigt wurden, was sie zweifelsohne auch attraktiver werden ließ. Dies geschah zunächst in Form von Hardcore, zu dessen Verbündetem SST mit der Veröffentlichung von Bands wie „Hüsker Dü“ und „Minutemen“ wurde, aber auch durch die freundliche Verbreitung anderer schmutziger Gitarrenmusik, unter deren Namen sich in den 90er Jahren alle Slacker der Welt in übergroße Holzfällerhemden warfen. Was dabei gerne in den Hintergrund gerät ist die Tatsache, dass parallel dazu immer auch inkommensurables, sperriges Zeug unbedingte Förderungswürdigkeit genoss, Bands, von denen man wohl damals bereits ahnte, dass sie ihren Nachhall erst in etwa 20 Jahren erzeugen würden – und auch dann nur bei einer kleinen Liebhaberschar. Ganz genau so verhält es sich zum Beispiel mit Saccarine Trust, für deren vielfach gebrochenen und gewundenen Jazz-Hardcore sich ein konservatives Punk- und auch Hardcore-Publikum nur schwer zu erwärmen wusste, zumal tanzen und jede Form stoisch-rhythmischer Begleitung schier unmöglich schien. Umso mehr sind die Unbekannten aber als nachhaltiger Einfluss von jenen genannt worden, die später als Stars aus diesem ganzen Aufbruch hervorgingen. Von denen haben einige in der Zwischenzeit aus verschiedenen Gründen das Zeitliche gesegnet, die schwierige, und irgendwie auch zeitlose Band im Schatten ist einfach immer noch da. So, 6. 6., 21 Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße 84 Der Weg vom Hafenklang auf den Schoß von Thomas Gottschalk wird wohl immer mit irgendwas bezahlt. Billig wäre es aber, die in der letzten Zeit doch recht hohe mediale Präsenz der Gossip-Sängerin Beth Ditto gleich mit einem ebenso hohen Maß an Integritätsverlust in Verbindung zu bringen, denn offenbar hat sich an Musik und inhaltlicher Aussage dieser aus der Riot Grrl-Bewegung stammenden und um die Rechte insbesondere von Schwulen und Lesben ringenden Band auch im Zuge des kommerziellen Erfolges nichts Wesentliches verändert. Es bleibt also bei der latent politischen, weitgehend minimalistisch instrumentierten, von treibenden Schlagzeug, funkigem Bass und Soul-Stimme angetriebenen Form von Disco-Punk. Den Preis zahlen also erst mal die Konsumenten, die die Band aus Prinzip gemütlich-rebellisch im kuscheligen Szenetreff feiern möchten. Mo, 7. 6., 19, Freilichtbühne im Stadtpark NILS SCHUHMACHER