: Strompreisbremse kommt von ganz allein
ENERGIE Zum Jahreswechsel bleiben die Preise bei der Mehrzahl der Versorger stabil. Einige senken Tarife
FREIBURG taz | Viel Lärm um nichts: Zwei Drittel aller Stromversorger in Deutschland halten zum Jahreswechsel ihre Preise stabil. Denn im kommenden Jahr können viele Anbieter erstmals gesunkene Einkaufspreise im Großhandel – die vor allem ein Resultat der wachsenden Ökostromerzeugung sind – an ihre Kunden weitergeben. Die von Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) geforderte Strompreisbremse hat sich damit zumindest für das Jahr 2014 von allein bewahrheitet.
Gegner der Energiewende hatten hingegen eine Preisexplosion prophezeit: Im November sagte der CDU-Wirtschaftspolitiker Joachim Pfeiffer: „Der Anstieg der Stromkosten aufgrund des starken Ausbaus der erneuerbaren Energien hält an.“
Doch aller Kassandrarufe zum Trotz: In der Realität halten nun viele Anbieter ihre Preise nicht nur zum Jahreswechsel konstant, sondern geben obendrauf noch eine Preisgarantie bis Ende 2014. Und einzelne Unternehmen, wie etwa der Ökostromanbieter Lichtblick, senken sogar ihre Preise – nachdem sie zuvor deutlich gestiegen waren. „Die Energiewende zahlt sich nun auch für Haushalte aus“, sagte Lichtblick-Chef Heiko von Tschischwitz. Man gebe die durch Wind- und Sonnenstrom gesunkenen Einkaufspreise „in vollem Umfang an die Kunden weiter“ – als eine „Ökostrom-Dividende“.
Stabil bleiben die Preise bis Ende 2014 auch bei den Elektrizitätswerken Schönau (EWS). Eine Besonderheit dieses Unternehmens ist, dass es jeden einzelnen Bestandteil seines Endkundenpreises aufschlüsselt – als genossenschaftlich organisiertes Bürgerunternehmen legen die EWS traditionell Wert auf Transparenz. Und so sieht die Kalkulation für 2014 aus: Dem Anstieg der EEG-Umlage um 0,96 Cent je Kilowattstunde steht bei den EWS ein um 0,6 Cent günstigerer Einkaufspreis entgegen. Außerdem sinken weitere Kosten.
Doch warum halten nicht alle Versorger ihre Preise? Man kann sich den Stromeinkauf der Unternehmen vereinfacht so vorstellen wie den Einkauf von Heizöl durch Hausbesitzer: Die Marktpreise schwanken ständig, und so ist die Frage, ob man günstig eingekauft hat, auch Glücksache. Unternehmen, die ihren Strom für 2014 recht früh beschafft haben, als der Börsenpreis noch höher war, können nun unter Umständen die gestiegene EEG-Umlage nicht ganz kompensieren. BERNWARD JANZING