: Es geht auch ohne Öffentlich-Rechtliche
Unabhängig, bildstark, beteiligungsfreudig: Bei den Grimme Online Awards für die besten Internet-Seiten gewinnen sowohl Publikumslieblinge wie Jetzt.de oder Ehrensenf als auch anspruchsvolle Informationsangebote wie iRights
Das Internet wandelt sich vom textlastigen Lese- zum multimedialen Mitmachmedium – diese Entwicklung kann man nun auch anhand der Preisträgerliste der Grimme Online Awards verfolgen. Die Internetversion des renommierten Fernsehpreises wurde gestern Abend in Köln zum sechsten Mal verliehen. Auf Jurydeutsch klingt die Deutung aktueller Netz-Tendenzen dann so: „Zwei Trends ragen 2006 heraus: die Dynamik der medialen Demokratisierung im Netz und die Entwicklung einer interneteigenen bewegten Bildsprache.“
Ein Vorzeigepreisträger ist daher die interaktive Reisereportage www.worldtrip.tv: Das Team hatte eine Reise von Berlin nach Osten begonnen, die genauen Reiseziele wurden aber von den Nutzern vorgeschlagen. Von dort wurde dann in Form von kurzen Filmen und Fotostrecken berichtet. Dafür gab es den Grimme Award in der Kategorie „Wissen und Bildung“, wo außerdem www.blinde-kuh.de, ein Internetportal für Kinder, gewann.
Auch beim Blog www.spreeblick.de, mit einem Sonderpreis geehrt, findet die Jury die von ihr hervorgehobenen Trends: „In den Kommentarfeldern seiner Beiträge entstehen Debatten von besonderer Qualität. Podcasts und Videocasts gehören mittlerweile zum selbstverständlichen Angebot.“ Beim Thema Videocasting darf natürlich www.ehrensenf.de nicht fehlen: Erst seit November 2005 werden hier täglich kuriose Netzfundstücke gezeigt, doch spätestens seit der Kooperation mit Spiegel Online gehört Ehrensenf zur deutschen Webprominenz. Deshalb gab es wenig überraschend den Publikumspreis und dazu den Award im Bereich „Kultur und Unterhaltung“ – wo zudem riesenmaschine.de ausgezeichnet wurde, ein Blog über Erfindungen und Entwicklungen in allen Bereichen, bei dem die Jury „am meisten gelacht“ hat.
In der Kategorie „Information“ gewannen www.iRights.info, eine Website über Urheberrecht in der digitalen Welt, und www.jetzt.de: Das Webangebot des längst verstorbenen jetzt-Magazins hat schon immer durch eine gelungene Verknüpfung der redaktionellen Angebote und seiner extrem lebendigen Community geglänzt. Eine umfassende Überarbeitung der Seite im vergangenen Dezember gab den endgültigen Ausschlag für den Award-Gewinn.
Die Jury machte übrigens noch eine weitere Entwicklung aus: Die diesjährigen Preisträger sind größtenteils unabhängig und nichtinstitutionell. Entsprechend blieben zum ersten Mal die Webangebote der öffentlich-rechtlichen Sender ohne Grimme Award. Aber für die gibt es ja ohnehin noch diesen anderen Grimme Preis. MBR