Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Das Thema der Produktion „Der Sumpf. Europa Stunde Null“ der Formation 400Asa um Samuel Schwarz verbindet Pop- und Verschwörungstheorie. Was ist der wahre Grund für den Mauerfall gewesen? War der Mauerfall vom 9. November 1989 überhaupt der wahre Mauerfall? Oder muss man nicht in Wirklichkeit den Zusammenbruch einer gigantischen Styropormauer am Potsdamer Platz als den echten Mauerfall bewerten, den die Gruppe Pink Floyd am 21. Juli 1990 im Zuge ihres legendären Konzerts „The Wall“ veranstaltete – dessen Titelsong schon in den 70er-Jahren komponiert worden ist? Wäre vermeidbar gewesen, dass das eine Deutschland vom anderen in der Folge dieses Ereignisses so tief in den Sumpf gezogen worden ist? Wer es genauer wissen will, muss im Hof der Sophiensæle einen Bus besteigen und sich auf eine psychedelische Reise begeben, um das Netz aus Erinnern, Vergessen und Verdrängen zu erkunden. Auf den Wegen der Erkenntnis wandelt auch das populäre Stück von Eric-Emmanuel Schmitt „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“, das die Geschichte eines muslimischen Kolonialwarenhändlers und eines jüdischen Jungen erzählt, dessen Vertrauen Ibrahim gewinnt, und Balsam auf bürgerliche Seelen in unseren Zeiten des Culture-Clash ist. Im Schlossparktheater im friedlichen Steglitz ist ab Donnerstag Ilja Richter als Monsieur Ibrahim zu sehen, Paul Becker inszenierte. Außerdem führen jetzt gegen Spielzeitende die Jugendclubs der Theater die Ergebnisse ihrer Arbeit dem Publikum vor: Die Truppe der Volksbühne P14 zeigt unter der Regie der Schauspieler Jorres Risse und Axel Wandke die wiederentdeckten Miniaturen „Regierungsfreundliche Schauspiele“ des Jugendstilfantasten Paul Scheerbart. Der Jugendclub des Deutschen Theaters zeigt in der Box Einar Schleefs „Heimkehr“, von Birgit Lengers einstudiert.

■  „Der Sumpf. Europa Stunde Null“: Sophiensæle, Di–Sa

■  „Monsieur Ibrahim …“: Schlossparktheater, ab Do

■  „Regierungsfreundliche Schauspiele“: Volksbühne, ab Do

■  „Heimkehr“: Deutsches Theater, Fr–So