kunstrundgang
: Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Bis 15. 6.: Ursula Goeb, Neue Arbeiten auf Papier, Mo/Di/Do 10-18, Mi/Fr 10-16 Uhr, Deutsche Bank, Unter d. Linden 13

Das Grün fasziniert. Spontan erinnert es an jenes intensive Algengrün, das die Oberflächen von Tümpeln und Altwassern wie eine fette Glasur überzieht. Hier ist es allerdings von Pigmenten verursacht. Um das schöne intensive Dschungelgrün zu erhalten, wurde Nickeltitangelb Elfenbeinschwarz beigemischt. Tatsächlich regte eine Reise durch Vietnam, das wir regelmäßig mit Dschungel in Verbindung bringen, Beate Günther zu ihren Landschaftsstudien aus reiner Farbmalerei an. Zwischen ihnen hängen einige Schwarzweißaufnahmen, auch sie stammen gewissermaßen aus Vietnam beziehungsweise aus Kambodscha, obwohl ihre Motive europäisch sind. Und auch hier hat die Chemie viel zum erratischen Bildmotiv beigetragen, denn Hanns Zischler, Autor, Schauspieler und hier nun auch als bildender Künstler, hat einen sowjetischen Rollfilm aus dem Jahr 1979 benutzt, den er Mitte der 90er-Jahre bei Dreharbeiten in Phnom Penh erstand. Das alte Material erlaubt keine perfekten Abzüge, und so korrespondieren verrätselte Landschaftsaufnahmen und verrätselte Landschaftsmalerei so wunderbar miteinander, dass ihre Installation nur gemeinsam denkbar scheint.

Sowenig exakt bestimmbar Beate Günthers und Hanns Zischlers Motive sind, so wenig exakt bestimmbar sind es auch die von Ursula Goeb, obwohl man sich jederzeit sicher ist, mal etwas wie eine Fledermaus oder das andere Mal eine Art Libelle zu erkennen. „Insekt“, „Fühler“ oder „Metamorphose“ lauten auch die Titel ihrer neuesten, auf Papier collagierten, gemalten oder gezeichneten Arbeiten. Form und Farbe, ein dunkler Käferkörper vor einem orange flammenden Hintergrund, bilden einen schwebenden, tänzerischen Zusammenklang. Als Goebs Motiv lässt sich also das Flirren bestimmen, das uns bei Insekten sowohl ängstigt wie fasziniert.

Bis 2. 7.: Beate Günther, Hanns Zischler, Die Erscheinung der Ferne, BILD + WORT, Fr 15-19, Sa 13-16 Uhr, Ackerstr. 18