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Archiv-Artikel

Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

LARS PENNING

Gerade zu Recht mit dem Europäischen Filmpreis als bester Film des Jahres ausgezeichnet wurde „La Grande Bellezza – Die große Schönheit“, Paolo Sorrentinos zeitgenössisches Update von „La dolce vita“, das den alternden Gesellschaftsreporter und Society-König, Jep Gambardella (Toni Servillo), abgeklärt auf ein Leben exzessiven Partytreibens zurückblicken lässt. Dem hektischen Takt des Feierns steht dabei das elegische Flanieren Gambardellas durch die Stadt Rom und durch Episoden mit einem breit gefächerten, manchmal durchaus satirisch angelegten Reigen menschlicher Beziehungen gegenüber: Ebenso distinguiert wie ratlos wandert er durch ein ihm nun leer erscheinendes Leben, in dem nur eine Jugendliebe und ein vor über dreißig Jahren geschriebener Roman sentimentalen Halt zu bieten scheinen. In seiner ausgeklügelten Inszenierung und den fantastischen Breitwandbildern von Kameramann Luca Bigazzi ist der Film dabei eine Augenweide: Wenn nach durchfeierter Nacht die leeren Gläser am Rande der Dachterrasse stehen und hinter einer riesigen Martini-Reklame das erste Licht des Morgens durchschimmert, dann möchte man eigentlich sofort nach Rom fahren, um sein Leben ebenfalls zu verschwenden. (15. 12., Babylon Kreuzberg, (Om engl. U, Delphi)

Der fanatische Prediger Eli Sunday (Paul Dano) ist nicht die Hauptfigur in Paul Thomas Andersons epischer Soziopathen-Studie „There Will Be Blood“, doch er spielt eine wichtige Rolle: Immer wieder wird Selfmademan Daniel Plainview (Daniel Day-Lewis), der seinen Reichtum vor allem darauf gründet, dass er einst der armen Farmerfamilie Sunday für einen Pappenstiel ihr Land mit dem darunter befindlichen Öl abgekauft hat, mit deren Sohn Eli aneinander geraten. Doch Anderson inszeniert keineswegs einen moralischen Gegensatz, sondern den Machtkampf zweier rhetorisch geschickter Lügner, in dem Kapital und Religion lediglich zwei Seiten der gleichen Medaille sind, die da heißt: Gier. (OF, 12. 12., 17. 12., Zeughauskino)

Einer der nettesten Weihnachtsfilme der letzten Jahre ist „Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel“: Nach einem Kinderbuch von Cornelia Funke inszenierte Oliver Dieckmann 2011 die Geschichte um den modernen Weihnachtsmann Niklas Julebukk (Alexander Scheer), der sich mutig der drohenden Totalkommerzialisierung des Festes entgegenstellt und dazu die Hilfe der Kinder Ben und Charlotte benötigt. Dabei weiß der Film auf ganzer Linie mit einer guten Besetzung zu überzeugen, allen voran Alexander Scheer als Julebukk: ein junger und unbekümmerter Weihnachtsmann für das neue Jahrtausend, der den Kindern freundlich tiefe Einblicke in seine fantasievolle Welt bietet. (12.–14. 12., 17.–18. 12., Kino Kiste)