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Archiv-Artikel

IUB: Weniger Ossis = mehr Geld

Eine von der privaten International University Bremen selbst eingesetzte Expertenkommission hält Struktur und Inhalte der IUB in ganz wesentlichen Punkten für unzureichend

von Eiken Bruhn

Keinen Stein auf dem anderen lässt ein heute veröffentlichter Bericht einer Expertenkommission zur Zukunft der International University Bremen (IUB). Die von der IUB selbst eingesetzte Kommission zeigt sich zwar – höflich – „beeindruckt von der Entwicklung der IUB“, attestiert ihr gleichzeitig aber in einer Reihe von zentralen Punkten Nachholbedarf.

Zum Beispiel bei der Auswahl der ProfessorInnen: Zu wenige der derzeit Lehrenden würden ihren Teil dazu beitragen, dass sich die finanzielle Situation der IUB bessert, heißt es in dem Bericht – durch die Blume formuliert. Deutlicher wird die Kommission in ihrem Vorschlag, wie sich die Misere beheben lässt: „Substanzielle Einwerbung von Drittmitteln sollte Grundvoraussetzung für die Berufung auf Professuren an der IUB sein.“

Außerdem bemängelt die Kommission die mangelnde Internationalität des Lehrkörpers. Der „internationale“ Anteil liegt hier nach einem Bericht der Wissenschaftsbehörde bei nur 23 Prozent. Zu wenig, sagen die Experten um den Generalsekretär der Volkswagen Stiftung, Wilhelm Krull, wenn das einzige Pfund, mit dem die IUB wuchern kann, ihre „transkulturelle und internationale Ausrichtung“ sei.

Mit den Forschungsergebnissen könne die IUB jedenfalls derzeit nicht auf internationaler Ebene mitspielen, man solle sich lieber auf „wenige, zukunftsträchtige Gebiete“ beschränken. Schlimmer noch: Auch für die Zukunft sieht die Kommission wegen der mangelnden Finanzkraft der IUB in dieser Hinsicht schwarz. Sie sei „überzeugt“, dass die Universität „nicht die Möglichkeit hat, aus eigener Kraft zu einer international sichtbaren Forschungsuniversität zu werden“. Abhilfe verspräche nur eine verstärkte Zusammenarbeit mit anderen Hochschulen und Instituten im norddeutschen Raum.

Überhaupt die Netzwerke: Davon gebe es entschieden zu wenig. Vor allem die Studierenden – die zu drei Vierteln nicht aus Deutschland stammen – sehen offenbar von Deutschland kaum mehr als den Grohner Campus, was unter anderem bedeutet, dass sie nach ihrer Ausbildung das Land wieder verlassen. Ein Imageproblem, sagen die Experten. „Wenn die IUB auch künftig private und öffentliche Unterstützung erhalten will, so muss sie Wege finden, Graduierte für deutsche Forschungsinstitutionen und Unternehmen hervorzubringen.“ Wolle man die Studierenden im Land halten, müsste man allerdings noch einiges tun, zum Beispiel sie dazu anhalten, Deutsch zu lernen. Freiwillige Angebote reichten nicht aus, kritisiert die Kommission, stattdessen sollte nicht nur Englisch an der Hochschule gesprochen werden, sondern „verpflichtende Deutschkenntnisse zum Abschluss des Studiums“ vorgeschrieben werden.

Eine Anregung der Kommission hat die IUB schon aufgegriffen: Sie hat ihre Einnahmen aus Studiengebühren – 15.000 Euro im Jahr – erhöht, indem sie verstärkt Kinder reicher Leute anwirbt und damit Stipendien einspart. Lag der Anteil der Selbstzahler vor fünf Jahren noch bei 30 Prozent, sind es jetzt über die Hälfte. Der Trick: Die IUB wirbt in „wohlhabenden Regionen in Asien und Westeuropa“ und muss weniger die begabten, aber unvermögende Osteuropäer aufnehmen, die zeitweise fast die Hälfte der Studierenden ausmachten. Willi Lemkes Staatsrat Göttrik Wewer nennt diese Taktik „eine bessere Ausgewogenheit der internationalen Herkunft der Studierenden“.