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Archiv-Artikel

Parlamentskicker verstolpern Schul-Cup

Kampfbetont, aber ohne Ballzauber verlief die Parlaments-Partie um den „Gewalt an Schulen“-Pokal. Ein Spielbericht

N’Abend allerseits und herzlich willkommen, meine Damen und Herren, zum Spitzenspiel in der zweiten Liga, der Aktuellen Stunde im Abgeordnetenhaus zu Gewalt an Berliner Schulen. Eigentlich herrschen perfekte Bedingungen für ein kampfbetontes Match: Die Gegner haben sich in den vergangenen Wochen aufeinander eingeschossen: beim Spiel um den Rütli-Cup ebenso wie beim Kreuzberger „Hau drauf“-Turnier für 12-Jährige und ihre Lehrer. Trotzdem: Beide Seiten finden nicht ins Spiel.

Das Spiel beginnt nur zögerlich. Der Bildungssenator Klaus Böger (SPD) ist in Ballbesitz. Aber nein, der Spielführer setzt voll auf Defensive. Seit Jahren gebe es Konfliktlotsen, Zusammenarbeit mit Jugendämtern und Präventionsbeamte der Polizei. Böger verdribbelt sich. Jetzt sind die gegnerischen Grünen am Ball.

Seit Jahren wartet die Grünen-Truppe auf den Titel „Regierungsmannschaft“, doch meisterlich klingt nicht, was deren Außenverteidiger Özcan Mutlu dem Publikum bietet. Ein paar gute Spielzüge sind zwar erkennbar. Etwa, als er der Senatsmannschaft vorwirft, bei Regierungsantritt habe sie die Reduzierung des Unterrichtsausfalls auf ein Prozent verkündet, heute liege der jedoch bei elf Prozent. Gute Torraumszenen, doch Zählbares bleibt aus.

Gänzlich uninspiriert war das Spiel von Felicitas Tesch von der SPD: Hoch flankt sie herein, erwähnt das ab Januar 2007 kostenfreie letzte Kitajahr. Keine gute Idee! Hatte ihr Team doch in der vergangenen Saison eine gelbe Karte für die Erhöhung der Kitagebühren kassiert. Die Flanke wird abgewehrt.

Ein Glück für die rot-roten Titelverteidiger, dass die Unions-Truppe so schwach aufgestellt war. Katrin Schultze-Berndt lieferte Vorhersehbares ab. Sie bringt die 600.000 jährlich ausfallenden Schulstunden ins Spiel. Doch solchen Einwürfen von rechts hält die rot-rote Abwehrmauer stand.

Dafür sorgt der junge PDS-Kapitän Stefan Liebich. Geschickt kontert er den Vorstoß von FDP und CDU, eine gleichmacherische Einheitsschule einführen zu wollen. Sei Einheitsschule nicht eher das, was die Union verlange: „dass die Kinder möglichst schnell in Schubladen gesteckt werden?“

Jetzt greift die FDP-Allzweckwaffe Mieke Senftleben ein. Rot-Rot wolle einen „Einheitsbrei“, ruft sie ins Stadionrund. „Wir sind von der Einzigartigkeit des Menschen überzeugt.“ Doch der Ball fliegt ins Aus. Er war viel zu hoch gespielt.

Das Spiel ist aus, torlos gehen die Kontrahenten auseinander. Wieder haben sich alle Seiten ans Motto des ehemaligen Schalker Abwehrspielers Rolf Rüssmann gehalten: „Wenn wir hier schon nicht gewinnen können, dann treten wir ihnen wenigstens den Rasen kaputt.“

MATTHIAS „GAZELLE“ LOHRE

… fiel lieber auf Hochsprungmatten der LG Rosendahl, während sich auf dem Schlackeplatz nebenan Kicker des TuRo Darfeld ihre Knie blutig holzten