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Archiv-Artikel

Arbeit soll besser verbucht werden

Wirtschaftssenator Wolf kämpft gemeinsam mit der IHK gegen Schwarzarbeit.Der Sozialist und die Kapitalisten kritisieren die geplante Mehrwertsteuererhöhung

Wenn es nach Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei) und Wirtschaftsvertretern geht, trägt Berlin bald nicht mehr den inoffiziellen Titel „Hauptstadt der Schwarzarbeit“. Noch im vergangenen Jahr flossen 17,5 Milliarden Euro in die Kassen der Schattenwirtschaft – 22,5 Prozent des Berliner Bruttoinlandsprodukts und damit sechs Prozentpunkte mehr als im Bundesschnitt. Das schätzen zumindest die Präsidenten der Handwerks- sowie der Industrie- und Handelskammer (IHK). Gemeinsam mit dem Wirtschaftssenator kündigten sie gestern die „Mobilmachung“ gegen Schwarzarbeit an.

Vor allem am Bau, in KfZ-Werkstätten, bei Friseuren und Gebäudereinigungsfirmen floriert laut Handwerkskammer-Präsident Stephan Schwarz das Bezahlen unter dem Ladentisch. Dreiviertel der hiesigen Betriebe meldeten steigenden Konkurrenzdruck in den vergangenen Jahren durch Schwarzarbeit. Allein im Berliner Bauhandwerk wurde laut einer Studie der Universität Linz im Jahr 2004 die Hälfte des Umsatzes „schwarz“ erwirtschaftet.

Wirtschaftssenator Wolf sieht darin einen Teufelskreis: „Die Bauunternehmen untergraben ihre eigene Geschäftsgrundlage.“ Denn wer Arbeit ohne Rechnung und Steuern anbietet, heizt die Nachfrage nach billigen Dienstleistungen an. Auf der Strecke blieben sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze – und die daraus finanzierten sozialen Sicherungssysteme.

Deshalb schimpften die Kammerpräsidenten, die nach eigener Aussage 95 Prozent der Berliner Unternehmen vertreten, und der Sozialist unisono auf die für 2007 geplante Mehrwertsteuererhöhung. Die Anhebung auf 19 Prozent mache es für viele Menschen nur noch reizvoller, sich die Differenz zwischen schwarzem und offiziellem Preis zu sparen. Wolf forderte den Bund auf, die sozialen Sicherungssysteme – unter ihnen die Kranken-, Renten- und Pflegeversicherung – stärker aus Steuermitteln zu finanzieren.

MATTHIAS LOHRE