Rommel, ab in die Wüste

Trotz eines Dackels als Glücksbringer verlieren die favorisierten Japaner gegen Außenseiter Australien verdient mit 1:3

von THILO KNOTT

Der Dackel „Erwin Rommel“ hat den Japanern kein Glück gebracht: Schon bei der WM 2002 begleitete das offizielle Maskottchen das Team von Trainer Zico. Vor vier Jahren kamen sie immerhin bis ins Achtelfinale. Doch bei der verdienten 1:3-Niederlage gegen den überlegenen Außenseiter Australien vor 45.000 Zuschauern in Kaiserslautern half selbst der Glücksbringer nicht. Doppeltorschütze John Cahill (84. und 89. Minute) und der eingewechselte John Aloisi (90. + 2) drehten in der Schlussphase das verloren geglaubte Spiel, nachdem Shunsuke Nakamura (26.) die Japaner in Führung brachte. „Es war keine Rettung in letzter Minute“, sagte Australiens Trainer Guus Hiddink, „wir hatten das Spiel so geplant, nur nicht damit gerechnet, dass wir 0:1 hinten liegen“.

Den favorisierten Japanern dagegen droht nun bei noch ausstehenden Spielen gegen Kroatien und Brasilien das vorzeitige Ausscheiden. „Wir haben nicht das gemacht, was wir nach einer Führung tun mussten“, sagte Japans brasilianischer Trainer Zico. Die Australier hätten sein Team „die ganze Zeit unter Druck gesetzt“.

Die Australier dominierten das Spiel – obwohl sie vor der Begegnung als Außenseiter galten. Nach 32 Jahren, nach der ersten WM-Teilnahme 74 in Deutschland, sind die Australier erstmals wieder dabei. Sie starteten frech – und kamen zu einer Doppelchance durch Mark Viduka (6.). Nichts zu sehen von den Japanern, deren Trainer Zico, vor dem WM-Auftakt noch getönt hatte, seine Mannschaft könne selbst gegen Titelfavorit Brasilien ein Unentschieden schaffen.

Wie bitte? Sie konnten froh sein, dass sie gegen Australien zunächst das 0:0 hielten. Die beste Chance hatte erneut Bresciano (23.), der von der Strafraumgrenze an Japans Torwart Yoshikatsu Kawaguchi scheiterte. Völlig überraschend die Führung der Japaner: Eine Flanke von Shunsuke Nakamura segelte über US-Torhüter Mark Schwarzer ins Tor, der allerdings zuvor von einem japanischen Spieler im Fünfmeterraum foulverdächtig angegangen wurde (26. Minute). Der ägyptische Schiedsrichter Abdel Fatah sah kein Foul. Ein Schuss in 45 Minuten, ein Tor. „Ein klares Foul an unserem Torwart“, monierte Hiddink. Die Australier reagierten – und kamen zu Chancen durch Harry Kewell (27.) und erneut Bresciano (41.).

Die hart geführte Begegnung verflachte zunächst in der zweiten Halbzeit. Die Japaner harrten der Dinge, die wenigen Konter spielten sie unzulänglich zu Ende. Und die Australier hielten nicht mehr das Tempo, hatten aber erneut die besseren Chancen durch Standardsituationen. Eine Ecke führte denn auch zum Ausgleich: Der bis dahin überzeugende japanische Torhüter unterlief die Hereingabe, und Tim Cahill drückte ein (84.). Danach brachen die Japaner ein. Erneut Cahill (88.) und John Aloisi (90. + 2) machten den ersten WM-Sieg Australiens klar. „Wir genießen diesen Augenblick des Glücks.“, sagte ein überwältigter Hiddink.

Japans Trainer Zico ließ keine Entschuldigung für das Desaster seines Teams zu: „Die Hitze war nicht der Grund für die Niederlage, wir haben einfach zu viele Fehler gemacht.“ Ausgenommen von der Kritik war höchstens Dackel „Erwin Rommel“.

Australien: Schwarzer – Emerton, Moore (61. Kennedy), Neill, Chipperfield – Culina, Grella, Bresciano (53. Cahill) – Wilkshire (75. Aloisi), Kewell – VidukaJapan: Kawaguchi – Tsuboi (56. Moniwa/90.+1 Oguro), Miyamoto, Nakazawa - Komano, Fukunishi, Hidetoshi Nakata, Alex – Nakamura – Takahara, Yanagisawa (79. Ono)Tore: 0:1 Nakamura (26.), 1:1 Cahill (84.), 2:1 Cahill (88.), 3:1 Aloisi (90.+2)Zuschauer: 45.000Schiedsrichter: Abdel Fatah (Ägypten)Gelbe Karten: Grella, Moore, Cahill, Aloisi / Miyamoto, Takahara, Moniwa