Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Morgen wird im Tristeza über jenen Teil Südafrikas gesprochen, der bei der WM nicht im Vordergrund steht: das politische Südafrika nämlich, in dem sich weiterhin der Rassismus breitmacht und in dem alles andere als Friede, Freude, Eierkuchen ist. Romin Khan, Mitherausgeber des Buches „Südafrika – Die Grenzen der Befreiung“ schildert, wie auch Jahre nach dem Ende des Apartheid-Regimes die Verhältnisse im Land schlecht geblieben sind. Am Donnerstag wird in der Hellen Panke im Rahmen eines Seminars über „Medienmacht und Lateinamerika“ informiert, das allerdings unter dem banalen Titel „Mein Fernseher lügt“. Und nicht nur das: Die veranstaltenden Interbrigadistas wollen anhand einer ZDF-Kurzdoku über Venezuela zeigen, wie das Fernsehen manipuliert (gähn), und wollen zugleich, so steht zu fürchten, Hugo Chávez loben (gähn), dessen Sozialismus des 21. Jahrhunderts es ihm gebietet, selbst die Nachrichten zu manipulieren. Am gleichen Tag wird im Bandito Rosso über „Männlichkeitsbilder im Fußball“ gesprochen, es diskutieren die Journalistin Elke Wittich, die für Jungle World, Konkret und Jüdische Allgemeine arbeitet, und Vertreter der SenioritHAs (Jena), der Ultras Sankt Pauli und von Filmstadtinferno (Babelsberg). Da wird es ja ein interessantes Fan-Gemengelage geben, doch auf die Wittich ist Verlass! Am Sonntag schließlich geht es – wieder in der Hellen Panke – in einem Tagesseminar um Begriffe wie Totalitarismus oder Extremismus, die auch Linke gern benutzen, mit denen sie sich allerdings auch ihrer eigenen Handlungsfähigkeit berauben. Doch eines muss angemerkt werden: Stalin wird nicht besser, wenn man ihn nicht mit Hitler vergleicht. Und Chávez bleibt ein Arschloch, auch wenn das ZDF die Unwahrheit über ihn verbreitet. Der Umkehrschluss zur Totalitarismus-These nämlich ist ebenso falsch.

■ Südafrika: Tristeza, Pannierstr. 5, Di., 19.30 Uhr

■ Lateinamerika: Helle Panke, Kopenhagener Str. 9, Do., 16 Uhr

■ Männlichkeitsbilder: Bandito Rosso, Lottumstr. 10a, Do., 20 Uhr

■ Totalitarismus: Helle Panke, Kopenhagener Str. 9, So., 11 Uhr