kati kriegt die krise : Ach, was? Lahm spielt Tischtennis und Kahn kriegt kein Geburtstagsgeschenk
Man muss auch mal abschalten. Nicht nur als Spieler, auch als Zuschauer. Weshalb es sehr schön war, dass die deutschen Nationalspieler gerade ein bisschen frei hatten. Das ersparte ihnen die tägliche Pressekonferenz. Und mit ihnen auch ihrem Publikum.
Pressekonferenz war einstmals eine Informationseinsammelveranstaltung für schreibende Journalisten. Da Fragen und Antworten nun live im Fernsehen gezeigt werden, wird der ganze trostlose Steinbruch der mühsamen Detailrecherche (David, wo hast du im März das Länderspiel Deutschland – USA gesehen? Jürgen, ein Wort zu Michael?) offen gelegt. Es staubt heftig vor Nichtigkeiten.
Jeden Mittag erklärt das Klinsmann/Löw-Wir den Terminplan zur Instandhaltung der nationalen Körper, jeden Tag, welche Art von Video vom Gegner – mit oder ohne Land-und-Leute-Programmanteil – den Spielern zugeführt wird, jeden Tag, dass Einzelgespräche (Micha, keine zweite Gelbe Karte!) und Gruppengespräche (Jungs, wir spielen Viererkette!) anstehen.
Zum Glück wird gelegentlich gespielt. Weshalb dann auch wenigstens ein bisschen einfach so über Fußball geredet werden kann. Denn: Was machen mit all den Drumrum-Infoschleifen? Sitzt irgendwer abends beim Bier und verkündet plötzlich ergriffen: Mensch, und die Mannschaft guckt jetzt das Ecuador-Video. Kaum. Und die privaten Mitteilungen aus der Grunewald-Oase sind auch nicht gerade fantasieanregend: Lahm spielt Tischtennis, Ballack kauft T-Shirts, Klose fliegt zu seiner Familie, Kahn bekommt kein Geburtstagsgeschenk von der ganzen Mannschaft, Bernd Schneider guckt WM-Spiele. Wow! Aufregend. Wenn das alles ist, was so passiert, will man es doch vielleicht lieber gar nicht wissen. Und sich das Leben in der Grunewald-Oase einfach ein bisschen ausdenken.