„Er hat gesagt: ‚Wow!‘“

AUSSTELLUNG Erstmals zeigt Dagmar Herrmann ihre Michael-Jackson-Bilder – die dem Star gefielen

■  war Angestellte im öffentlichen Dienst, arbeitet seit dem Ruhestand als freie Künstlerin.

taz: Frau Herrmann, malen Sie heute?

Dagmar Herrmann: Nein, am Todestag sicher nicht. Da bin ich einfach nur traurig.

Vielleicht werden Sie dann in die Ausstellung gehen und Ihre Michael-Jackson-Gemälde noch einmal besuchen?

Ach, die kenne ich ja alle. Nein, ich habe auch alle Termine abgesagt: Ich will einfach den ganzen Tag zu Hause bleiben und die Ohren hängen lassen.

Dann hören Sie sich nicht einmal die alten Platten an?

Doch, das könnte schon sein.

Die haben Sie zum Malen inspiriert?

Das kann man so sagen, ja: Ich hatte zwar mit meiner Enkelin wieder angefangen, zu zeichnen. Aber große Acryl-Gemälde habe ich erst begonnen zu malen, nachdem ich 1993 „Dangerous“ gehört habe. Das hatte mich sehr beeindruckt – obwohl ich Popmusik bis dahin uninteressant fand.

Und dann?

Habe ich versucht, alles über ihn in Erfahrung zu bringen und bin ihm dabei, glaube ich, sehr nahe gekommen.

Im übertragenen Sinn?

Nicht nur. Ich habe ihn persönlich kennengelernt, 2002 im Hotel Adlon in Berlin. Da hatte er mich eingeladen, ihn zu besuchen und ihm zwei der Bilder zu schenken.

Woher kannte er die denn?

Das ist eine verwickelte Geschichte: Es war mir gelungen, ihm eine Art Katalog meiner Bilder zukommen zu lassen, auf einer Bahn-Tour von London nach Exeter, bei der Fans im selben Zug mitfahren durften. Ein paar Tage später – ich war schon wieder zu Hause – rief mich eine Freundin an: Vor dem Hotel rufe ein Bodyguard meinen Namen aus, ich solle mich melden.

Nein!

Doch! Und über den kam dann schließlich der Termin in Berlin zustande.

Und Jackson …?

Er hat gesagt: „Wow!“. Und er hat sich zwei ausgesucht.

Trotzdem haben Sie die anderen nie ausgestellt?

Bis jetzt nicht: Einmal, weil sie eine sehr persönliche Angelegenheit für mich sind: Das ist Michael Jackson, wie ich ihn sehe. Außerdem hatte ich Angst, dass jemand die Bilder zerstört: Was wir Michael-Jackson-Fans an Diskriminierung und echtem Hass ertragen mussten, lässt sich kaum beschreiben.

Und das ist vorbei?

Komischerweise ist sein Ansehen wieder besser – seit er gestorben ist. INTERVIEW: BES

Michael Jackson – eine Inspiration, Stadtbibliothek West, 11-18 Uhr