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Archiv-Artikel

betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Das neue Jahr beginnt in Berlin bühnentechnisch wie immer mit den Tanztagen. Und zwar seit 22 Jahren schon. 1989 im Kulturzentrum Pfefferberg gegründet, wird das internationale Festival für junge Choreografinnen, Choreografen und Tänzer seit 1996 von den Sophiensaelen ausgerichtet. Queer und international sollen die Tanztage in diesem Jahr werden, schreiben die Veranstalter. Außerdem soll es um Darstellung verschiedener inhaltlicher und ästhetischer Positionen zum Tanz gehen: Tanz als formales Experiment, als politisches Projekt, Erzählweise oder Form des Erfahrens durch den Körper. Gott sei dank fällt die Praxis nie so trocken aus wie die Theorie! Schon die Formate und Längen der Stücke fallen höchst unterschiedlich aus. Länger als eine Stunde dauern sie jedoch selten. Man kann also ziemlich viel an einem Abend sehen! So bietet das Festival einen ziemlich breiten Einblick in aktuellste Strömungen des zeitgenössischen Tanzes. Angefangen mit der dreiminütigen Choreografie „As Easy As 1, 2,3“ von Kareth Schaffer (5. 1., 20.30 Uhr) über die einstündige Performance „The Rapture Will Be Televised V“ des Künstlerinnentrios Calvin Klein (8. + 9. 1. 19 Uhr) oder die multimediale Tanzperformance der polnischen Künstlerin Agata Siniarska „Death 24 Frames Per Second Or Do It To Me Like In A Real Movie“ (7. 1., 20.30 Uhr). Eine geballte Ladung Theorie gibt es zum Abschluss der Tanztage auch: Wenn die Studentinnen und Studenten des Masterstudiengangs Tanzwissenschaft an der FU die Texte präsentieren, die im Lauf des Festivals zu den einzelnen Produktionen entstanden sind. (Sophiensaele: „23. Tanztage“, 4.–14. 1. Alle Informationen unter: www.tanztage.de).

Agata Siniarskas Stück wird in einem Monat auch im Studio R des Gorki Theaters zu sehen sein (6. 2., 20.30 Uhr), und zwar im Kontext des Projekts „stagediving“, das unterschiedlichste Theaterformen ausprobieren will. Am 3. 1. lautet die stagediving-Devise zum Beispiel so: „Was geht uns Theater an? Lasst es uns rausfinden! Abends um 20 Uhr treffen sich Regisseur_innen, Schauspieler_innen, Autor_innen mit den Zuschauer_innen an der Bar. Kommt vorbei, wir reden, trinken und denken gemeinsam über relevantes Theater nach. Um null Uhr gehen die Schreibenden in ihre Dunkelkammern mit euren Gedanken im Gepäck. Der Text entsteht über Nacht. Am nächsten Morgen trifft sich Regie und Schauspiel für die Proben. Am folgenden Tag um 20 Uhr sehen die Zuschauer_innen, was Studio R in 24 Stunden schafft.“ So knackig geht’s im Neuen Jahr also in die erste Runde. (Maxim Gorki Theater, Studio R: „stagediving“, 2. + 3. 1., 20 Uhr)