Parlamentarier auf Schnäppchenjagd

Ein ehemaliger CDU-Abgeordneter wird wegen Betruges zu 900 Euro Strafe verurteilt

Das Kempinski Hotel in Heiligendamm wurde Thorsten Thümler zum Verhängnis: Eine Mitarbeiterin wurde misstrauisch, als sich Thümler dort mit gefälschten Presseartikeln als Reisejournalist vorstellte, um einen Presserabatt zu erlangen. Das Eigenartige: Der heute 35-jährige Thümler verdiente damals etwa 7.000 Euro monatlich Abgeordnetendiät – er war Landtagsabgeordneter der niedersächsischen CDU. Gestern wurde der Mann aus Hude bei Oldenburg wegen unbefugter Nutzung eines Presseausweises vom Amtsgericht in Oldenburg wegen Betruges zu 900 Euro Geldstrafe verurteilt.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Parlamentarier nach Vorlage des Ausweises im Kempinski für ein Doppelzimmer 285 Euro Rabatt erhielt. In einem anderen Hotel sei Thümler und seiner heutigen Lebensgefährtin nach Vorlage des Presseausweises der Übernachtungspreis von zweimal 98 Euro ganz erlassen worden. Zwei weitere Versuche, Presserabatte zu erlangen, verwarf das Gericht wegen Geringfügigkeit.

Der Angeklagte sagte aus, seine journalistisch unerfahrene Partnerin habe eine Medien- und Marketingagentur eröffnen wollen. Für sie habe er die Rolle „eines Türöffners“ übernehmen wollen. Zur Zeit lebt Thümler von seinen Ersparnissen und der Unterstützung seiner Freundin. Die Verteidigung kündigte gegen das Urteil des Amtsgerichtes Rechtsmittel an. Thümler hatte gegen einen Strafbefehl über 6.000 Euro wegen Betruges Einspruch eingelegt und so den Prozess ausgelöst. Nach Bekanntwerden der Schnäppchenjagd hatte er vor einem Jahr sein Mandat niedergelegt.

Bereits im Jahr 2003 war Thümler aufgefallen, weil er eine Unterstützungsanzeige für den CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann unterzeichnet hatte, der den Holocaust öffentlich relativiert hatte. taz