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Archiv-Artikel

sucht nach den schönsten Spielsachen

SYLVIA PRAHL

Manches ist Kindern schwer zu vermitteln. Vergangene Eindrücke, die über das faktisch Erklärbare hinausgehen. Zum Beispiel das seltsame Gefühl, in den siebziger Jahren als westdeutscher Besuch mit der DDR-Verwandtschaft in den Intershop zu gehen und mal richtig schön einzukaufen. Der abendlichen leuchtreklamelosen Dunkelheit auf den Straßen wohnte etwas Unheilvolles inne. Keine Ahnung, ob das meine eigene kindliche Empfindung war, oder ob meine Eltern etwas damit zu tun haben. Jedenfalls hatte ich mächtig Angst, beim Grenzübertritt festgenommen zu werden, weil ich Murmeln aus Pappmaschee in den Westen „geschmuggelt“ habe. Solcherlei Anekdoten hinterlassen in jugendlichen Gesichtern meistens Fragezeichen. Da ist die Erklärung, dass diese Stadt und das Land einmal geteilt waren und warum, schon genug starker Tobak. Kinder, die aber gern mehr wissen möchten über das Lebensgefühl von Gleichaltrigen, die in der DDR aufgewachsen sind, können sich in der Ausstellung „Sag, was war die DDR?“ im Alice-Kindermuseum im FEZ in der Wuhlheide ein Bild machen. Dort schmökern sie in Tagebüchern von ostdeutschen Kids und erhalten so einen recht authentischen Einblick in den ganz normalen DDR-Alltag. Vom Wunsch nach einem Matchbox-Auto über den Wunsch, in die Partei einzutreten, bis hin zur Geschichte des Mädchens, die als Punk mehrere Wochen in Untersuchungshaft saß, ist dort vielerlei zu lesen. Außerdem kann im Konsum eingekauft und gelernt werden, wie das Pionierhalstuch richtig gebunden wird. Frisch auf denn. (www.fez.de, Eintritt 3,50 €, Familie 11,50 €, empfohlen ab 8 Jahren)

Grenzenlos erquickend sollte ein Besuch im furiosen Küchenzirkus von Coq au Vin sein. Am Samstag gastiert er um 16 Uhr im Kreuzberger Cabuwazi-Zirkus am Görlitzer Park. Die sagenhaften Herren Potefsky und Komkafsky rühren und köcheln sich um Kopf und Kragen. Nie wurde ein Apfelkuchen akrobatischer gebacken, absurde Zwischenfälle als gottgegebener akzeptiert und lustvoller gescheitert. Das kommt bei Kindern ab drei Jahren stets gut an und lässt auch erwachsene Begleitpersonen überhaupt nicht ungerührt. Am Sonntag gastieren die Slapstick-Clowns von Coq au Vin erneut im Cabuwazi, ebenfalls um 16 Uhr, diesmal aber mit der Großen Zaubershow des Ala Labama. Der verwandelt Bananen in Karotten sowie selbstverständlich auch Hasen und hat einen reizenden Assistenten, der leider alles durcheinanderbringt, anstatt dem großen Magier eine helfende Hand zu sein. Wahrscheinlich ist hinterher nichts wie vorher. (www.cabuwazi.de, Karten: Tel. 50 18 33 40, 7/5 €)