: Die Skalpelle stehen still
Ärzte im Ausstand: mindestens bis kommenden Mittwoch nur noch Notversorgung an Bremens kommunalen Krankenhäusern. Marburger Bund weist verdi-Kritik als „Arbeitgeberposition“ zurück
von Benno Schirrmeister
Die rund 750 im Marburger Bund organisierten Ärztinnen und Ärzte an Bremens städtischen Kliniken sind seit gestern im Ausstand. Das gab die 2. Landesvorsitzende der Mediziner-Gewerkschaft, Heidrun Gitter, am Rande einer Kundgebung vor dem Zentralkrankenhaus Mitte bekannt. Allerdings befinde sich „etwa die Hälfte im Not und Dringlichkeitsdienst“. Alle aufschiebbaren Eingriffe seien dagegen „komplett abgesagt“. Mindestens bis kommenden Mittwoch werde in Bremen durchgestreikt, so die Fachärztin für Kinderchirurgie, „es sei denn es gibt ein vernünftiges Angebot“. Grundlage dafür könne nur die jüngst mit der Tarifkommission der Länder getroffene Vereinbarung sein, die für die Uni und Landeskliniken gilt. Aus den Verhandlungen mit den kommunalen Arbeitgeberverbänden war der Marburger Bund Anfang Juni ausgestiegen.
Die meisten Mediziner sind in weißen Kitteln gekommen. Viele haben Reise-Koffer dabei: Überall in Westeuropa verdienen Klinikärzte mehr, als in Deutschland. „Wir haben alle studiert“, sagt eine Internistin, „wir können Fremdsprachen – warum sollten wir hier bleiben?“ Dass die Docs zu den Spitzenverdienern gehören, stimmt nur noch in den gehobenen Klassen der Krankenhaus-Hierarchie. Ein Assistenzarzt kommt heute im ersten Berufsjahr auf ein monatliches Nettogehalt von runden 1.800 Euro.
Scharfe Kritik übte Gitter an der Gewerkschaft ver.di. Deren Vertreter hatten moniert, ein höheres Ärztegehalt gehe zu Lasten der übrigen Belegschaft. Gitter bezeichnete das als „Arbeitgeberposition“. Es sei richtig, dass auch das Pflegepersonal unter schlechten Bedingungen leidet. Es sei aber „nicht die Schuld der Ärzte, dass deren Gewerkschaft schlecht verhandelt hat“.