ORTSTERMIN: BREMENS POLIZEI-SPEZIALEINHEITEN ZEIGEN, WAS SIE KÖNNEN
: Bomben bergen ohne Ersatzteile

Rumpelnd setzt sich der Fernlenkmanipulator in Gang, ein Mini-Panzer mit Kamera und Greifwerkzeug. Auf ihn, so scheint es, kommt es jetzt an. Schafft er es nicht, einen Feuerlöscher zu holen, der an einem Zaun hängt und eine gefährliche Bombe simuliert, wäre das Urteil klar: Bremens Polizei – bedingt einsatzbereit.

Unter den Augen des Innensenators Ulrich Mäurer von der SPD, der sich an diesem Tag über die Spezialeinheiten der Polizei informieren will, wäre das peinlich. Und, na, schafft es der Telerob MF4? Man muss Zweifel haben, vorher hatte einer der Chefs der Spezialeinheit gewitzelt, das Gefährt sei das letzte seiner Art, Baujahr 1989. Fährt noch, Ersatzteile gibt es nicht mehr. „Wir hätten einen Platz für ihn: Deutsches Museum“, sagt der Polizist, und für einen Augenblick guckt Mäurer besorgt. Seine Polizei, so schlimm? Dann aber nimmt MF4 ganz locker einen Maulwurfshügel, gerät auf der schlechten Wegstrecke nicht für einen Moment ins Straucheln, hebt den Greifarm, fährt die Zange aus, pflückt den Feuerlöscher herunter und lässt ihn sanft ins Gras plumpsen. Geschafft! Mäurer muss vorerst keinen neuen Telerob für 250.000 Euro spendieren. „So lange der noch fährt, reicht es noch. Wir haben nicht das Geld, immer das Neueste zu kaufen“, sagt der Senator.

Immerhin: Die Beamten des Spezialeinsatzkommandos (SEK) dürfen ihre Schießübungen noch mit richtiger Munition machen. Bei der Bundeswehr war man in Zeiten akuter Geldknappheit dazu übergegangen, Soldaten während ihrer Schießübungen laut „Peng!“ oder „Bumm!“ rufen zu lassen, je nachdem, ob sie eine Handfeuerwaffe oder einen Handgranate simulierten. Im holzvertäfelten SEK-Schießstand also wird scharf geschossen, zwei vermummte SEKler in voller Montur schleichen dort herum, sichern sich gegenseitig, schießen auf eine Menschensilhouette an der Wand, durchbrechen eine Tür, schleichen nach links, schießen wieder.

Das üben sie oft, um sich fit zu halten für Einsätze, bei denen es besonders gefährlich wird. Wie gefährlich, erahnt man, als einer der Chefs sagt, einige seiner Leute seien zu einem Einsatz gerufen worden, um einen Messerstecher festzunehmen. Er sagt: „Die sind also jetzt draußen im Feld.“ Im Feld, das hat er wirklich gesagt.

Spezialeinheiten wie SEK oder das Mobile Einsatzkommando für Observierungen waren die Antwort der Innenministerkonferenz auf die Entführung der israelischen Olympiamannschaft 1972 in München. Auch weil die Polizei unkoordiniert arbeitete, gab es viele Tote, das musste sich ändern. Seither werden vor allem gut trainierte und charakterlich gefestigte junge Männer für Spezialaufträge ausgebildet. In der alten Hausmeisterwohnung zeigen sie dann noch, was sie können. In der Stube zählt ein als Tankstellenräuber verkleideter Ausbilder gerade die Beute, als der SEK-Trupp eintrifft. Geräuschlos durchsuchen sie die Wohnung, brüllen „Polizei!“, als sie den Dieb sehen, und tasern ihn ratzfatz zu Boden

Dass sie im Vergleich zu dem Dieb wie die Kämpfer einer finsteren Armee voller Brutalos wirken, ist Teil des Konzeptes: SEKler sollen einschüchtern und zumindest so aussehen, als könnten sie alles, sagt ihr Chef. FEZ