: Die kleine Wortkunde
Spätestens an Weihnachten kam die Botschaft an: König Juan Carlos, einst überaus beliebt wegen seiner Rolle bei der Demokratisierung Spaniens nach der Franco-Diktatur, hat mächtig an Popularität eingebüßt. Erstmals strahlte das staatliche Fernsehen in Katalonien seine traditionelle Weihnachtsansprache nicht aus. Seit gegen Schwiegersohn Iñaki Urdangarín wegen Steuerhinterziehung und Veruntreuung öffentlicher Gelder ermittelt wird, haftet der Königsfamilie ein Imageschaden an. Nicht nur nach Unabhängigkeit strebende Katalanen, auch der Rest des Krisenlandes Spanien blickt kritisch gen Palast, da nun auch noch INFANTIN Cristina, Ehefrau von Urdangarín und jüngste Tochter von Juan Carlos, als Mitbeschuldigte vor Gericht geladen wurde.
„Infantin“ beziehungsweise „Infant“ ist die deutsche Form des spanischen oder portugiesischen Infanta (weiblich) beziehungsweise Infante (männlich). Ab dem 13. Jahrhundert wurde der Titel von Kindern der spanischen und portugiesischen Monarchen getragen, gilt also als Synonym für Prinzessin beziehungsweise Prinz. Ähnlich wie das englische Wort infant oder das französische Wort enfant geht es auf das spätlateinische infans zurück, das „kleines Kind“ bedeutet und wörtlich (-in als verneinende Vorsilbe, fari für sprechen) als „noch nicht redend“ übersetzt wird.
Ob und wenn ja, was genau Infantin Cristina vor Gericht reden wird, ist äußerst interessant. Bis 2006 war sie nämlich Mitglied im Direktorium der gemeinnützigen Noos-Stiftung, über die angeblich öffentliche Finanzmittel in Höhe von rund sechs Millionen Euro veruntreut worden sind. FAY
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