WO SIND DIE SCHWEINCHEN? : Unglück im KaDeWe
Ich bin mit Nadja auf der Suche nach kleinen Glücksschweinen. Glücksschweine gibt es in Wien zu kaufen, und zwar fast überall. Es gibt dafür sogar Stände, die in Einkaufszonen stehen. Der Tradition zufolge sollen sie Glück bringen, deswegen ja auch Glücksschweine. Und zwar im neuen Jahr. Und sie kosten nur ein paar Cent.
In Berlin gibt es keine Glücksschweine. Nicht einmal im Kaufhaus des Westens, wo es doch sonst alles gibt. Wahrscheinlich gibt sich das KaDeWe nicht mit Dingen ab, die nur ein paar Cent kosten und Glück bringen. Jedenfalls sagen drei von uns getrennt befragte Verkäuferinnen, dass es im KaDeWe keine Glücksschweine gibt. Hier gibt es nur reiche Russinnen. Nadja erkennt sofort, wer eine reiche Russin ist. Die brauchen keine Glücksschweine. Wir müssen dann ein Glücksschwein von Schleich kaufen. Das ist viel zu groß und auch gar kein Glücksschwein. Was tun?
Im Parkhaus treffen wir Bushido. Er ist klein, trägt einen zwanzig Zentimeter langen Salafistenbart und lässt sich gerade mit zwei Menschen proletarischer Herkunft fotografieren. Seine Frau, die Schwester von Sarah O’Connor, ist auch da. Sie hat zwei Babys und ist genervt. Sie war vorher mit Mesut Özil zusammen, aber der war angeblich nur an Videospielen interessiert und weniger an ihr. Jedenfalls erfahre ich das von Nadja. Die Schwester von Sarah O’Connor hat zwanzig Zentimeter hohe Stilettos an, glänzende, eng anliegende Leggings, eine kurze Daunenjacke und schwarze angeklebte Fransen. Die Schwiegermutter von Bushido ist auch dabei. Sie hat auch zwei Babys und ist auch genervt. Außerdem hat sie eine Babysitterin. Die Familie ist mit zwei riesigen Limousinen angereist. Bushido sagt zu seiner Schwiegermutter: „Kann isch helfen?“ Er sagt es dreimal. Aber seine Schwiegermutter ignoriert ihn. Ich glaube, Bushido könnte auch ein Glücksschwein gebrauchen. KLAUS BITTERMANN