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Archiv-Artikel

Eine Allianz mit Ver.di

Allianz-Mitarbeiter wollen sich gegen den Arbeitsplatzabbau an den NRW-Standorten wehren. Ver.di kann sich über Eintritte von Allianzern freuen. DGB-Chef Schneider: „die neuen Stahlarbeiter“

VON DIRK ECKERT

Die Angestellten der Allianz in Nordrhein-Westfalen tauschen ihre Aktentaschen gegen Demoplakate: Am Aachener Standort werden für nächste Woche die ersten Warnstreiks gegen den geplanten Stellenabbau vorbereitet. In Dortmund fand gestern eine Kundgebung statt. „Wir werden um jeden einzelnen Arbeitsplatz kämpfen“, kündigt für Köln der dortige Ver.di-Gewerkschaftssekretär Rainer Klein an.

Die Allianz hatte kürzlich bekannt gegeben, Anfang 2008 bundesweit rund 7.500 Stellen zu streichen. Auch alle Standorte in NRW – Aachen, Dortmund und Köln – sollten geschlossen werden. 1.800 Arbeitsplätze würden dadurch verloren gehen. „Das war für die Leute ein Schock“, berichtet Roman Eberle, Ver.di-Gewerkschaftssekretär in Dortmund. Die Dienstleistungsgewerkschaft verzeichnet inzwischen ein reges Interesse von Versicherungsangestellten. Auf einer Ver.di-Versammlung in Aachen erschien nach Gewerkschaftsangaben über die Hälfte der dortigen Allianz-Belegschaft. In Köln lag der Anteil der Gewerkschafter unter den Allianzern bisher gerade mal bei 10 Prozent. Jetzt gibt es Eintritte „im zweistelligen Bereich“, heißt es von Seiten der Gewerkschaft. In Dortmund waren bislang weniger als 5 Prozent der Allianz-Mitarbeiter bei der Dienstleistungsgewerkschaft organisiert. Jetzt sind es zwischen 30 und 40 Prozent.

Gemeinsam mit den Betriebsräten plant die Gewerkschaft nun den Arbeitskampf. Der DGB-Vorsitzende in Nordrhein-Westfalen, Guntram Schneider, sieht in den Versicherungsangestellten schon die neuen Stahlarbeiter. Denn die Finanzdienstleister hätten heute in NRW einen „ähnlich hohen Stellenwert wie vor 20 Jahren die Stahlindustrie“.

Im Detail setzen die Gewerkschafter vor Ort allerdings unterschiedliche Akzente. Der Standort Aachen stand zum Beispiel schon vorletztes Jahr auf der Kippe. Dementsprechend schlecht schätzt Ver.di die Chancen ein, ihn überhaupt halten zu können. Die Gewerkschaft fordert deswegen Arbeitsplätze an anderen Allianz-Standorten. Für die Aachener käme da nur Köln infrage, sagt Gewerkschaftssekretär Rolf Stockem. In Köln wie in Dortmund setzen die Beschäftigten dagegen auf Standortsicherung. Einen kleinen Erfolg gibt es schon: Gestern hat die Allianz gegenüber NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben zugesagt, 200 Arbeitsplätze in der Domstadt zu erhalten. Der Gesamtbetriebsrat der Allianz hat unterdessen Unternehmensberater geschaltet, um Gegenvorschläge zum Stellenabbau zu entwickeln.

Die Gewerkschafter wissen, was auf dem Spiel steht. „Wenn sich die Allianz damit durchsetzt, wird das auf die anderen Versicherungsgesellschaften enormen Druck ausüben“, warnt Eberle. Das ganze sei nichts anderes als eine „gigantische Leistungsverdichtung, um noch mehr aus den Leuten rauszuholen“. Viele Beschäftigte würden heute schon sagen: ‚Es reicht, jetzt geht es nicht mehr.‘