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Archiv-Artikel

Auf der Suche nach dem Informanten

STEUERN Staatsanwaltschaft München ließ Finanzämter durchsuchen, um im Fall Uli Hoeneß die Weitergabe von internen Informationen aus den Behörden an Journalisten zu verfolgen

MÜNCHEN taz | Der mutmaßliche Steuerhinterzieher Uli Hoeneß dürfte am Donnerstag Genugtuung verspürt haben. „Von einem Steuergeheimnis kann keine Rede sein“, hatte der Präsident des FC Bayern noch im Dezember im Bayerischen Rundfunk geklagt. Zehntausende Deutsche würden sich jedes Jahr wegen Steuerhinterziehung selbst anzeigen. Er selbst sei der einzige, dessen Fall in allen Details an die Öffentlichkeit komme. Schon im Mai vergangenen Jahres hatte Hoeneß deshalb Anzeige wegen Verletzung des Steuergeheimnis erstattet. Auf der Suche nach der undichten Stelle ließ die Staatsanwaltschaft München nun bayerische Finanzämter durchsuchen.

Laut Staatsanwaltschaft konfrontierten Journalisten den Fußballfunktionär schon vor Monaten mit Auszügen aus dessen Steuerakte. Vermutlich waren es Reporter des Stern, der als erstes Medium über den Fall Hoeneß berichtet hatte.

„Es handelt sich um ein rein internes Dokument, zu dem Personen außerhalb der Finanzverwaltung nach den bisherigen Ermittlungen keinen Zugang hatten“, sagte Staatsanwaltssprecher Thomas Steinkraus-Koch am Donnerstag. Durch die Durchsuchungen wollen die Ermittler herausfinden, welche Finanzbeamten Zugriff auf die Akte hatten und damit als Maulwurf in Frage kommen. Wo die Einsätze stattfanden, wollte die Staatsanwaltschaft nicht verraten.

Der Bayerische Rundfunk berichtet von Razzien im Rechenzentrum des Landesamtes für Finanzen in Nürnberg sowie im Finanzamt Miesbach, das für Hoeneß’ Wohnort Bad Wiessee zuständig ist. Sollte tatsächlich ein Beamter die Dokumente an Journalisten gegeben haben, drohen ihm wegen Verletzung des Dienstgeheimnis bis zu fünf Jahre Haft.

„Eine Durchsuchung im Finanzamt habe ich in vierzig Berufsjahren nicht erlebt“, sagte Thomas Eigenthaler, Vorsitzender der Deutschen Steuer-Gewerkschaft.

Die undichte Stelle könne sich statt in der Finanzbehörde auch in der Justiz selbst befinden. Auf das Strafverfahren gegen Hoeneß habe die Angelegenheit keinen Einfluss, sagte Eigenthaler der taz.

Der Prozess gegen Hoeneß beginnt voraussichtlich am 10. März. Der Bayern-Präsident soll Steuern in Millionenhöhe hinterzogen haben. Hoeneß droht eine Haftstrafe. TOBIAS SCHULZE