: „Grenzen der Freiwilligkeit“
Beratung Die Volkshochule hilft dabei, Gründe für eigenes Engagement zu klären
■ 62, ist bei der Bremer Volkshochschule zuständig für das Ehrenamt.
taz: Frau Kösling, es gibt Engagement-Typen?
Renate Kösling: Es gibt zwei Hauptgründe, sich zu engagieren. Der eine ist der, der früher verbreiteter war: ein selbstloses Engagement, wo es in erster Linie darum geht, anderen zu helfen. Heute gibt es viele, die sich freiwillig engagieren, weil sie etwas bewegen wollen, für sich etwas davon haben wollen.
Auch beruflich?
Ja. Im Lebenslauf macht es sich gut, mehr von der Welt mitbekommen zu haben als die Universität. Ich habe gerade auf einer Freiwilligenbörse in der Uni mit Studierenden gesprochen. Viele haben gesagt, sie möchten mehr machen als studieren, suchen aber etwas, das mit ihrem Studium zu tun hat.
Was ist, wenn sich jemand engagiert aus dem Bedürfnis heraus, gebraucht zu werden?
Das ist unproblematisch – solange man sich darüber im Klaren ist. Deshalb bieten wir diesen Termin an, damit die Freiwilligen wissen, was sie erwarten und wo ihre Grenzen sind.
Werden die oft überschritten?
Das kann überall passieren und wird dann zum Problem, wenn jemand nicht weiß, wie er oder sie damit umgehen soll. Wenn jemand dann mit Freunden spricht, sagen die oft: „Dann lass es doch wieder sein, du hast dir das ja freiwillig ausgesucht.“ Aber so einfach ist es nicht, weil es noch ganz viele gute Seiten gibt, die jemand nicht missen möchte. Dann muss man mit der Einrichtung reden, am besten gleich zu Beginn. Zum Beispiel, dass man nicht rund um die Uhr zur Verfügung steht, sondern eine klare zeitliche Begrenzung hat.
Sonst nutzen die Einrichtungen das aus?
Ich sag es mal so: Die Organisationen müssen lernen, mit den neuen Freiwilligen umzugehen, die nicht in eine Aufgabe hineingewachsen sind wie in der Feuerwehr oder der Kirchengemeinde, sondern die sich ganz gezielt etwas heraussuchen. INTERVIEW: EIB
11 Uhr, VHS, Faulenstraße 69