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Archiv-Artikel

Woodys Erben

PROTESTMUSIK Woody Guthrie ist der unbestrittene Urvater des Protestfolks. Heute feiert der dritte „Woody Bash“ den Folk-Musiker und das politisch engagierte Songwriting

Die Entwicklung der gesellschaftlich engagierten Folk-Musik hat Guthrie beeinflusst wie kein Zweiter

VON ROBERT MATTHIES

Dass es ihm nicht um Wohlklang ging, hat schon ein Blick auf Woody Guthries Gitarre deutlich gemacht: „Diese Maschine tötet Faschisten“ hatte der US-amerikanische Songwriter Mitte der 1940er umissverständlich auf sein Instrument geschrieben. Physisch umgebracht hat der zeitlebens mit kommunistischen Gruppierungen assoziierte Musiker niemanden – die Entwicklung der gesellschaftlich engagierten Folk-Musik hat er mit rund eintausend Liedern, mehreren Büchern und unzähligen Essays beeinflusst wie kein Zweiter. Dass in New York in den 1960ern der Protestfolk aufleben konnte, wird heute fast ausschließlich Guthries Wirkung zugeschrieben. Aber auch die offizielle Politik hat die Bedeutung des Liedermachers schnell erkannt. Guthries Lieder, befand 1961 ein Senator, bewirkten in der Öffentlichkeit mehr als ein dutzend öffentlicher Reden zum selben Thema und Zweck.

Bis heute beeinflusst Guthrie nicht nur die Singer/Songwriter- und Folk-Szene: für die musikalische Umsetzung einiger seiner Texte, die sich mit der Situation der Juden auseinandersetzen, wurde die New Yorker Klezmer-Jazz-Gruppe „The Klezmatics“ vor vier Jahren für ihr Album „Wonder Wheel“ mit dem Weltmusik-Grammy ausgezeichnet.

Zum dritten Mal feiert die Hasenschaukel den revolutionären Liedermacher und das engagierte Songwriting heute mit dem kleinen unkommerziellen Festival „Woody Bash“ – eine Woche nach dem unter anderem von Billy Bragg mitinitiieren jährlichen „Woody Guthrie Folk Festival“ in dessen Heimatstadt Okemah in Oklahoma. Zu hören sind insgesamt fünf Musiker und Bands. Aus Guthries Heimat sind die neunköpfige Psychedelic-Folk-Combo „Great Lakes“ und das Anti-Folk-Trio „A Brief View of the Hudson“ zu Gast. Die lokale Szene des anspruchsvollen Indie-Folks wird von Fee Reega, Florian Ostertag und Julian Gerhard repräsentiert.

■ Sa, 24. 7., 21 Uhr, Hasenschaukel, Silbersackstraße 17