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Archiv-Artikel

Sturm stoppt Kampf gegen Ölpest im Golf von Mexiko

ENERGIE Nun könnte es bis zu zwei Wochen länger dauern, das Leck am Meeresboden endgültig zu schließen

Experten warnen, dass der Druck auf die Auffangglocke steige

HOUSTON rtr | Wegen des herannahenden Tropensturms „Bonnie“ hat der britische Energiekonzern BP die Bekämpfung der Ölpest im Golf von Mexiko vorerst gestoppt. Die Arbeiten an der Entlastungsbohrung würden ausgesetzt, alle Schiffe und Anlagen bereiteten sich auf einen Abzug vor, teilte BP am Freitag mit. Eine solche Maßnahme könnte die Sicherungsarbeiten um bis zu zwei Wochen verzögern. Das lecke Bohrloch bleibt jedoch mit der vergangene Woche in 1.600 Meter Tiefe angebrachten Glocke versiegelt. „Bonnie“ dürfte am Wochenende über den nördlichen Teil des Golfs ziehen.

Die Arbeiten an der Entlastungsbohrung, mit der das Leck endgültig verschlossen werden soll, standen kurz vor dem Abschluss. Als weiterer Schritt war geplant, schweren Schlamm und möglicherweise auch Zement in das Bohrloch zu pumpen. Der von der US-Regierung als Krisenmanager eingesetzte ehemalige Admiral der Küstenwache, Thad Allan, sagte, die Eindämmung der Umweltkatastrophe verzögere sich zwar, derzeit habe aber die Sicherheit der Menschen vor Ort Priorität.

Die Versiegelung mit der Glocke sei nur eine provisorische Maßnahme, warnte Öl-Experte Doug Youngson vom Brokerhaus Arbuthnot. „Der Druck steigt. Es besteht das Risiko, dass es hochgeht.“ Analysten gehen davon aus, dass das Unternehmen riesige Rückstellungen für die Schäden vornehmen muss, die in einer Größenordnung zwischen 15 und 60 Milliarden Dollar erwartet werden.

Sturm „Bonnie“ hatte sich am Donnerstag vor den Bahamas gebildet. Sein Weg könnte ihn direkt über die Unglücksstelle führen. Der Gouverneur von Louisiana, Bobby Jindal, erklärte den Katastrophenfall. Der Sturm sollte am Sonntag auf die Küste des Bundesstaates treffen.

Als Konsequenz aus der Ölpest sprach sich Bundesumweltminister Norbert Röttgen für ein Moratorium für neue Ölbohrungen in der Nordsee aus. Entsprechende Initiative solle von Deutschland ausgehen, sagte Röttgen dem ZDF. Die Ölkatastrophe in den USA sei genug Anlass zu prüfen, welche Risiken bei Ölbohrungen künftig gemieden werden sollten.

Die Bohrinsel „Deepwater Horizon“ war im April nach einer Explosion gesunken und hatte die größte Ölkatastrophe in der Geschichte der USA ausgelöst. Einer aktuellen Studie zufolge fürchten die fünf betroffenen US-Bundesstaaten, dass sie wegen der Umweltkatastrophe in den kommenden drei Jahren umgerechnet 17,7 Milliarden Euro an Einnahmen aus dem Tourismus verlieren könnten.