piwik no script img

Archiv-Artikel

BP-Chef steht offenbar vor dem Rücktritt

ÖLPEST Kurz vor Veröffentlichung der Quartalszahlen zeichnet sich eine Ablösung von Tony Hayward ab

Vorwurf: Die Alarmanlage auf der Bohrinsel war nicht eingeschaltet

LONDON taz/rtr | BP-Chef Tony Hayward wird offenbar seinen Posten räumen. Das Direktorium des Ölkonzerns wird am heutigen Montag über die Zukunft des Vorstandsvorsitzenden beraten. Dabei werde es um den Zeitpunkt des Ausscheidens von Hayward gehen, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Es gehe nicht um die Frage, ob er im Unternehmen verbleibe.

Hayward, der seit 2007 an der Spitze des Unternehmens steht, hat durch seinen Umgang mit der Ölpest mehrmals heftige Kritik provoziert. So bezeichnete er knapp einen Monat nach der Explosion der im Auftrag von BP betriebenen Plattform „Deepwater Horizon“ am 20. April den Ölteppich als „ziemlich klein im Verhältnis zum Ozean“. Zwei Wochen später erklärte er, dass niemand mehr als er die Ölverschmutzung beseitigen wolle, schließlich wolle er „sein Leben zurück“. Kurz darauf wurde das Krisenmanagement dem BP-Manager Robert Dudley übergeben, und Hayward besuchte mit seinem Segelschiff eine Regatta vor der Isle of Wight im Ärmelkanal. Wer Hayward nachfolgt, war am Wochenende noch nicht bekannt. Möglicherweise wird der Konzern am Dienstag bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen den Namen des neuen Chefs präsentieren.

Unterdessen erklärte ein Techniker der gesunkenen „Deepwater Horizon“, auf der Ölplattform sei eine Alarmanlage absichtlich abgestellt worden. „Die Manager der Ölplattform wollten nicht, dass die Mannschaft nachts um drei Uhr durch falschen Alarm geweckt wird“, sagte Plattform-Cheftechniker Mike Williams vor US-Ermittlern. Der Alarm hätte die aufsteigende Wolke entflammbaren Methangases melden können, sagte Williams. Das Unternehmen Transocean, das die „Deepwater Horizon“ für BP betrieb, erklärte, der Alarm sei nach üblicher Praxis eingestellt gewesen.

Zudem warf der Vorsitzende des US-Professorenverbandes, Cary Nelson, BP in der BBC vor, Wissenschaftler unter Vertrag zu nehmen und so ihr Schweigen zu erkaufen. Anwälte des Konzerns wollen die Wissenschaftler laut den Verträgen, die der britische Sender am Samstag dokumentierte, an das Unternehmen binden. Ein besonderes Anliegen in der Vereinbarung über das geistige Eigentum sei „strenge Vertraulichkeit“. Forschungsergebnisse dürften danach frühestens nach drei Jahren veröffentlicht werden.