: Rechte Esoterik unter harmlosem Namen
RECHTSEXTREMISMUS Holocaustleugner treffen sich seit Kurzem im Ökumenischen Zentrum Wilmersdorf. Dort wusste man offenbar nichts vom Hintergrund der Gruppe – und ist nun schockiert
Wenn sich die „Blaue Himmel Gruppe Berlin“ in einem Ökumenischen Zentrum trifft, denkt man an eine Umweltgruppe, die über Luftverschmutzung diskutiert. Doch hinter dem Kreis, der sich am heutigen Montagabend um 19 Uhr im Ökumenischen Zentrum „Wilma“ in der Wilmersdorfer Straße 164 treffen will, handelt es sich nach Erkenntnis des antifaschistischen Pressearchivs (apabiz) um esoterische Rechte aus dem Umfeld der sogenannten Reichsbürgerbewegung.
Initiator ist der „Reichsbürger“ Carl Petersen, der von der Fortexistenz des Deutschen Reiches ausgeht. Er fordert in einem im Internet veröffentlichten Brief das Meldeamt mit Foto und Unterschrift auf, ihn „unverzüglich als BRD-Personal zu streichen“. Ebenfalls im Internet findet sich Petersens Kommentar zum Vernichtungslager Auschwitz: „Ich hab mir die angebliche Gaskammer in Auschwitz angeschaut und muss erkennen, dass dieser kleine Raum (5 x 5 m) mit nach innen aufgehenden Türen an jeder Seite keine Tötungskammer gewesen sein kann.“
In einem Beitrag auf dem Blog „Berlin rechtsaußen“ berichtet Kaspar Schmid vom apabiz über die bisherigen Treffen der Gruppe Blauer Himmel. Offiziell gehe es um den Kampf gegen „Chemotrails“, mit denen nach Meinung von EsoterikerInnen Flugzeuge Gift in die Atmosphäre sprühen und damit Kondensstreifen erzeugen. Doch tatsächlich würden auf den Treffen antisemitische Verschwörungstheorien verbreitet.
Ein Mitarbeiter des Wilma erklärte gegenüber der taz, das Treffen der rechten Esoteriker werde nicht stattfinden. Man werde die Gruppe auffordern, den Schlüssel für den Raum abzugeben und das Gebäude zu verlassen. Die MitarbeiterInnen des Wilma seien entsetzt gewesen, als sie vom rechten Hintergrund der Gruppe erfahren habe. Schließlich sei das Zentrum in den letzten beiden Jahren mehrmals Ziel von Anschlägen gewesen – unter anderem sollte damit eine Veranstaltung mit dem Politologen Hajo Funke über Rechtsradikalismus verhindert werden. PETER NOWAK