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Archiv-Artikel

SOUNDTRACK

Jack Tatum hat als umtriebiger junger Mensch nicht nur ein oder zwei Eisen im Feuer, die sonnige Indie-Band und die Singer/Songwriter-Ich-AG, sondern auch ein kleines Stück Retro-Pop, weil einem in einer Kleinstadt in Virginia möglicherweise auch nicht viel anderes übrig bleibt, als auf jede erdenkliche Weise den Kampf mit der Langeweile aufzunehmen. In diesem Fall führte dies unter Zuhilfenahme von Gitarre, Drumcomputer, Synthesizersounds und -teppichen und verhalltem Gesang zur Wiederauferstehung der 80er Jahre mit ihren ganzen, gleichzeitig immer unterkühlt-verstimmten und doch irgendwie schwelgerischen Bands an der Grenzlinie zwischen Wave- und Shoegazer-Sound. So klingt dann auch Wild Nothing, nach einer Zeitreise, die man gerne macht, vorausgesetzt, man darf auch wieder zurück. So, 8. 8., 20 Uhr, Indra, Große Freiheit Der Mann ist in Schweden, wo er herstammt, sehr bekannt, vielleicht auch bald in Australien, wo er nach eigenen Angaben nur deshalb hingezogen ist, weil ihn die Leute dort „regelmäßig zum Lachen“ bringen. Der geographische Rest der Welt behandelt Jens Lekman derzeit noch als Geheimtipp, was ja letztlich jeder ist, der an den 1000er-Hallen scharf vorbeischrammt. Dazu mag auch beitragen, dass Lekman nach jedem seiner bisherigen drei Alben und den sich daran anschließenden Ochsentouren aus Konzerten und Presseterminen das Musikmachen sein lassen wollte, um etwas Vernünftiges zu beginnen. Weil es dann doch so weit nicht gekommen ist, verdanken ihm Aufmerksame mittlerweile eine ganze Handvoll irgendwie ganz lässiger, sich vor Kitsch nicht scheuender Slacker-Popsongs, die sich von anderen Beiträgen dieses sonst von Adam Green repräsentierten Genres vor allem durch ein Weniger an altkluger Coolness und durch ein Mehr an feiner Instrumentierung abheben, so dass eine gewisse Nähe mal zu Morrissey, mal zu „Belle & Sebastian“ nicht zu überhören ist. Jetzt kommt der Endzwanziger wieder einmal mit kompletter Band vorbei, um die Leute auf sein viertes und natürlich letztes Album vorzubereiten. Di, 10. 8., 20 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30 Das Vernünftige mit dem Sonstigen verbunden hat der studierte Geograph und Vogelfreund Jonathan Meiburg, als er vor mittlerweile elf Jahren zusammen mit seinem ehemaligen „Okkervil River“-Mitstreiter Will Sheff ein zeitlich befristetes Nebenprojekt „für die ruhigen Songs“ gründete und es nach einem Seevogel benannte. Shearwater haben seitdem sechs Alben veröffentlicht, zuletzt im Februar „The Golden Archipelago“. Und tatsächlich klingt diese Platte auch mal wie eine Gruppe von Inseln, gegen die die Natur wütend anrennt, die sich aber gleichzeitig auch zu wehren weiß, dann wieder wie eine Kolonie bedrohter Tierarten, die im ersten Sonnenstrahl nach dem Gewitter rumsitzt und zählt, ob noch alle da sind. Ätherische Sounds, eine – so ist die Natur eben auch mal – schwelgende und mühelos die Oktaven nehmende Stimme und metaphernreiche Geschichten über gefiederte und andere Freunde ergeben zusammen ein weiteres sehnsüchtiges und vielschichtiges Indierock-Monument aus Gitarre, Piano und Nebengeräusch. Di, 10. 8., 20 Uhr, Uebel & Gefaehrlich (Turmzimmer), Feldstraße 66 NILS SCHUHMACHER