Margit Baumgarten, Pröpstin unter Druck
: Flucht nach vorn

■ ist Pröpstin im Kirchenkreis Hamburg-Ost und derzeit von ihren Pflichten entbunden.  Foto: Kirchenkreis

Als Margit Baumgarten in ihr Amt als Pröpstin eingeführt wurde, war es Advent, und im Ahrensburger Kirchenblatt stand, wie sie mit ihrer Familie Weihnachten feiert. Sie seien alle „dankbar für ein gutes, friedliches Leben“, schrieb Baumgarten da. Das war 2001.

Inzwischen ist das Leben der Pröpstin nicht mehr so friedlich. Nach Vorwürfen, zwei Kinderpornografie-Skandale vertuscht zu haben, hat sich Baumgarten vergangene Woche bei der Nordelbischen Kirchenleitung in Kiel selbst angezeigt. Gegen sie läuft ein Disziplinarverfahren, es ist inzwischen das dritte in der Nordelbischen Kirche. Die beiden anderen betreffen die zwei Ahrensburger Pastoren, denen sexueller Missbrauch vorgeworfen wird.

Ahrensburg fällt in Baumgartens Zuständigkeit, ihre Skandale haben sich aber in benachbarten Kirchengemeinden abgespielt. In Alt-Rahlstedt hat sie im vergangenen Sommer einen Pastor „wegen gesundheitlicher Probleme“ feierlich in den vorzeitigen Ruhestand verabschiedet, obwohl sie wusste, dass gegen den Mann Ermittlungen wegen des Besitzes von kinderpornografischem Material laufen. In Lütjensee wirft ihr die dortige Pastorin vor, sie angewiesen zu haben, den Fall eines wegen Kinderpornografie vorbestraften Kirchenmusikers „nicht an die große Glocke zu hängen“.

Im Fall des Alt-Rahlstedter Pastors erfuhr der Kirchenvorstand erst Monate später von der Geschichte, als die Polizei Kinder aus der Kirchengemeinde vernahm – sie ermittelte zwischenzeitlich auch wegen des Verdachts auf Missbrauch. Auch die Rahlstedter Pastoren wussten nicht Bescheid. Ihr Ex-Kollege war dabei ertappt worden, wie er einem Kinderporno-Händler Fotos vom Kinderchor schickte. Der Mann befindet sich inzwischen in Therapie.

Kirchensprecher Thomas Kärst hat die Pröpstin verteidigt. Sie sei von der Polizei um Diskretion gebeten worden, um die Kinder vor der Befragung nicht zu beeinflussen. Die Staatsanwaltschaft Hamburg sagt, ihr lägen dazu „keine Hinweise vor“. Baumgarten selbst ist derzeit nicht zu sprechen. Wie ihr Sekretariat mitteilt, ist sie auf „Erholungsurlaub“. WIE