: Verbot gefordert
RECHTSLAGE Geklonte Tiere dürfen nicht verkauft werden, Produkte ihrer Nachkommen schon
BERLIN taz | Verkäufer von Klonfleisch haben es in Europa bislang ähnlich leicht wie in den USA. Zwar ist es verboten, Fleisch oder Milch der geklonten Tiere selbst als Lebensmittel zu verkaufen. Der wirtschaftlich interessante Handel mit Produkten von Nachkommen der geklonten Tiere aber ist zulässig. Denn dieser Fall ist schlicht gesetzlich nicht geregelt. Die britische Behörde für Lebensmittelsicherheit sieht das zwar anders, aber ist in der EU mit dieser Auffassung weitgehend isoliert.
Mit einem Komplettverbot möchte das EU-Parlament Abhilfe schaffen. Die Abgeordneten wollen verbieten, Tiere für die Lebensmittelproduktion zu klonen, Nachkommen von Klonen zu züchten und Produkte aus geklonten Tieren oder deren Nachkommen auf den Markt zu bringen. Auch die Einfuhr von Samen und Embryonen von Klontieren und deren Nachkommen soll unterbunden werden, heißt es in einem Parlamentsbeschluss vom Juli dieses Jahres.
Doch das Europäische Parlament kann so ein Verbot nur durchsetzen, wenn es sich mit den Agrarministern der EU-Staaten einigt. Und die wollen nach einem Beschluss vom März mehrheitlich ein Zulassungsverfahren für Produkte von Nachkommen geklonter Tiere. Das würde bedeuten: Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit muss Klonprodukte zulassen, sofern sie keine Gesundheitsgefahren feststellt. Doch die als industriefreundlich geltende Behörde hat schon erklärt, dass der Verzehr solcher Produkte ungefährlich sei. Klonfleisch käme also sehr wahrscheinlich auf den Markt.
Schon deshalb lehnen Kritiker wie Christoph Then von der Organisation Testbiotech den Vorschlag der Regierungen ab. Ihn stört aber auch, dass das geplante Zulassungsverfahren nicht die Einfuhr von geklontem Samen und Embryonen verhindern würde. Aus diesem Zuchtmaterial würden oft hunderte von Tieren erzeugt, sagt Then. Darum müsse der Handel mit Klonembryonen und -samen gestoppt werden. „Der Import des genetischen Materials muss jetzt reguliert werden, damit es nicht überall in die Nahrungskette gelangt.
Nach der Sommerpause werden Rat und Parlament über einen Kompromiss verhandeln. Und das kann Monate dauern.
JOST MAURIN