Doc meets Doofheit

ABKLATSCH „Schmidt – Chaos auf Rezept“ (21.15 Uhr, RTL) wäre gern wie „Doctor’s Diary“, hat aber sonst keine Idee

Mit erschreckender Sturheit versuchen RTL und Sat.1 seit dem Ende der erfolgreichen Arztserie „Doctor’s Diary“ vor vier Jahren, das scheinbar wasserdichte Konzept zu kopieren. Bei Sat.1. hieß der Versuch „Auf Herz und Nieren“ und endete nach wenigen Folgen, bei RTL scheiterte vor ein paar Wochen die Dramedy „Doc meets Dorf“ krachend. Doch noch geben sie beim privaten Marktführer nicht auf. Noch haben sie einen weiteren Abklatsch in der Pipeline.

Er heißt „Schmidt – Chaos auf Rezept“ und geht so: Cooler Typ (Lucas Gregorowicz), der Kette rauchend auf seinem Fahrrad durch das sonnendurchflutete Berlin fährt, trifft auf brave Frau aus gutem Hause (Lisa Hartmann), mit der er sich eine Praxis teilt. Beide Ärzte heißen Schmidt mit Nachnamen, was reiner Zufall ist, und ihre Vornamen sind Adam und Eva.

Die Figuren sind so holzschnittartig geraten, dass man noch meint, die Späne fliegen zu sehen. Adam ist pleite und obdachlos, wie das bei Ärzten nach einem angeblichen Kunstfehler so ist, und Eva, die schon als Kind am Esstisch medizinische Fachbegriffe aufsagen musste, hat eine Topkarriere als Chefärztin ausgeschlagen, weil sie lieber kranken Normalos hilft. Sie tritt stets akkurat auf – er, crazy Typ, verzichtet auf seinen Kittel. Gegensätzlicher könnten die beiden nicht sein, und doch ist da dieses Knistern.

Was RTL mit „Schmidt – Chaos auf Rezept“ anbietet, ist ein Offenbarungseid. Wahl-, lieb- und planlos werden hier Versatzstücke aus anderen Serien und Filmen zusammengeschmissen, ohne dass sich auch nur einer offenbar Gedanken darüber gemacht hat, wer mit dieser Serie eigentlich angesprochen und was dieser Zielgruppe für Geschichten erzählt werden sollen. „Schmidt“ ist ein plumper Versuch, mit abgestandenen Witzchen Originalität zu simulieren.GESI EVERS