LESERINNENBRIEFE :
Büti, mach den Trittin
■ betr.: „Ist Bütikofer kein Genie?“, taz vom 1./2. 2. 14
Gut geschrieben, Peter Unfried – ich gehöre zu den Grünen, die die „Primaries“ boykottiert haben. Das fiel mir leicht, denn ich hatte kein Handy. Aber auch mit Handy hätte ich diesem Projekt, welches nahtlos an die verpatzte Plakatierung zur Bundestagswahl anschließt, die kalte Schulter gezeigt. Es wäre mir auch schwergefallen eine_r von diesen meine Stimme zu geben, denn alle vier kämpfen auf wichtigen Themenfeldern. Dass sich nur 4 (aus 3 Ländern) zur Wahl gestellt hatten, hätte doch schon die Alarmglocken läuten lassen müssen. Vielleicht hätten wir Boykotteur_innen gleich lauthals protestieren und den Stecker ziehen sollen? So hat man einige Monate „Primaries“ gespielt und unsere Grünen-Themen (GMO, Energiewende, Tafta/TTIP, Daten …) sind ins Hintertreffen geraten.
Ich habe mich über das Ergebnis, welches man noch nicht mal als mies bezeichnen kann, gefreut – man sollte es ad acta legen und alle vier Kandidaten als Quartett präsentieren. Falls Büti wirklich der (alleinige) Urheber dieser Geschichte war, dann hat er sich verhoben und sollte den Trittin machen. Ja, er sollte auf der BDK eine gute Rede halten, was für Fallstricke Politik bereithält, und wie man sie vermeiden kann. Es gibt viele gute Leute auch bei den deutschen Grünen, die für eine naturnahe und gesunde Landwirtschaft stehen. MANFRED WESTERMAYER, Gundelfingen
Kein Beweis
■ betr.: „Nichts sehen, nichts sagen“, taz vom 4. 2. 14
Sie schreiben: „Angesichts des Detailreichtums von Dylan Farrows Erinnerungen scheint es wahrscheinlicher, dass er (Woody Allen) lügt.“ Weder rechtlich noch forensisch spricht es für oder gegen jemandes Aussage, ob er oder sie sich detailreich äußert oder wortkarg. Oder sich, wie der Beschuldigte, kaum äußert. Es gibt Fälle, wo Menschen glaubten, sie seien missbraucht worden, und dies über lange Zeiträume glaubhaft und in sich stimmig erklärten. Wo sie sich „erinnerten“, wo es aber Beweise dafür gab, dass der oder die Angeklagte gar nicht an dem Ort gewesen sein konnte. Was in diesem Fall natürlich auch nicht der Fall sein muss, aber eben kann. Da bislang keinerlei Zeugen oder Beweise die Anklage untermauern oder entkräften und es auch keine psychologisch-forensische Begutachtung der Aussage gibt (es gibt ja nicht mal ein Verfahren), halte ich es daher für journalistisch unsauber und menschlich unfair, eine der beiden Aussagen der Personen für „wahrscheinlicher“ zu halten als die jeweils andere. STEFAN GNATZY, Berlin
Links reden, rechts leben
■ betr.: „Das Konto war ein Fehler“, taz vom 3. 2. 14
Als Emma kurz vor der Pleite stand, hat Alice Schwarzer in den 80er Jahren eiskalt mehrere Millionen Mark in die Schweiz verbracht und dort gebunkert. Millionen? Ja – es waren rund 4 Millionen Mark (!) (also rund 2 Millionen Euro). In die Schweiz wäre sie gegebenenfalls verschwunden, behauptet sie heute. Egal war ihr also damals das Schicksal der Kolleginnen aus der eigenen Redaktion. Ganz spießbürgerlich war ihr offensichtlich das eigene Hemd wertvoller als das der Kolleginnen, für die sie als Unternehmerin Verantwortung trug. Ist das die feministische Art der Solidarität? Die Emma-Redaktion arbeitet im Kölner „Frauen-Turm“, gefördert von Bund und Land. Im Klartext: Die Emma-Redaktion wird staatlicherseits finanziell gefördert. Ein Alleinstellungsmerkmal und – ein Skandal!
Nun hilft es auch nicht, schnell noch eine Stiftung ins Leben zu rufen, um den angerichteten Schaden zu reparieren. Das ist ein klassisches Ablenkungsmanöver. Und auch der Bezug auf ihre gesellschaftspolitische „Lebensleistung“ hilft nicht. Gilt die etwa bei Gesetzesverstößen von Menschen mit deutlich kleinerem Geldbeutel? Da wendet der Rechtsstaat immer ganz konsequent seine Gesetze an. Es ist immer das Gleiche mit diesen merkwürdigen, meist politisch linken Millionären: Links reden und rechts leben. Da sind mir die bürgerlichen Spießer/-innen lieber als die verlogenen „Progressiven“.
GEORG SCHLOSS, Sinzheim
Qualifikation Entfremdung
■ betr.: „Ein Loch reicht nicht“, taz vom 11./12. 1. 14
Bei Ihrer Beschreibung zur Qualifikation als Körperbetreuungs-/Prostitutionsfachkraft wären noch die Eingangsvoraussetzungen zu ergänzen: Entfremdung vom eigenen Körper; gerne Missbrauchserfahrung in der Kindheit oder alternativ andere Gewalterfahrung; geringer Selbstwert; Frauen mit Armutserfahrung/Drogenproblematk bevorzugt. Der taz-Redaktion empfehle ich eine baldige Umschulung zu diesem spannenden Berufsbild. So ließe sich die Prostitutionsbegeisterung doch endlich voll auskosten und ich müsste derartige Artikel nicht dauernd lesen. Schöne Vorstellung, beides! BRIGITTE STEPHAN, Berlin
Polt mich bitte um!
■ betr.: „Die Homo-Heiler“, taz vom 3. 2. 14
Sexuelle Neigungen umpolen wär ne tolle Sache. Ich bin es schon lange leid, hinter jedem kurzen Rock herstieren zu müssen und in meinem schwul-lesbischen Freundeskreis immer der Außenseiter zu sein. Nur allzu gerne wäre auch ich homosexuell! Wenn mir die CDU und Konsorten das ermöglichen könnten, dann würde auch ich nach rechts rutschen. Ein weiter Weg wär es jedenfalls. Von gaanz linksaußen. PETER HAAS, Tirschenreuth