LESERINNENBRIEFE
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Gut verdienen an Linkshändern

■ betr.: „Das Ende des Rechtsdrills“, sonntaz vom 7. 8. 10

Bis jetzt habe ich mich normal gefühlt, weder diskriminiert noch psychisch gestört. Ich bin Linkshänderin und zwar eine derjenigen, die man mit der linken Hand hat schreiben und malen lassen, und das ohne großes Aufsehen. Ich bin weder betreut noch therapiert worden, ich bin und war auch nie in einem Club der Linkshänder oder Ähnlichem. Meine Eltern und meine Umwelt haben dieses Thema nicht pausenlos problematisiert, sondern mich einfach machen lassen. Das, was besser mit rechts zu bedienen war, hab ich mir, ohne dass es in meiner Erinnerung zu einem psychischen Problem führte, selbst beigebracht. Ich habe nie spiegelbildlich geschrieben. Ich habe in der Schule wie alle anderen Kinder auch schreiben und lesen gelernt, und zwar ohne Schwierigkeiten von links nach rechts. Ich 62 Jahre alt und finde, was man mit den Linkshändern heute macht, ist Geschäftemacherei. Einige verdienen gut daran. BRIGITTE METZGER, Troisdorf

Jammern ist nötig

■ betr.: „Der Schwabenaufstand“ u. a., taz vom 7. 8. 10

1. Bevor der Protest endgültig überschwappt, soll am Hauptbahnhof Stuttgart der Abriss beginnen. So wollte es schon OB Schuster, als er seinen Stellvertreter Föll ermunterte, im Zweitberuf sich von der beauftragten Abrissfirma anstellen zu lassen. Das kam raus – und Herr Schuster kann nur sagen: Mein Herr Föll hat gerade Urlaub! So lange hat das Beamtenrecht wohl Pause. Und die Baustelle bleibt eröffnet …

2. So sprach ein Oberbürgermeister vor 14 Jahren (zum geplanten Umbau seiner Stadt mit Abriss des Kopfbahnhofs und Tunnelbahnhof mit Schnelldurchfahrt): „Das Projekt muss von der Bevölkerung mitgetragen werden!“ Damit hatte OB Ude von München sein „M 21“ verhindert, den Ausbau und die Modernisierung des Bestehenden ermöglicht, seiner Stadt – und seiner SPD – Schlimmes erspart. Schuster, mach den Ude! Die CDU und sogar die SPD wird einst dankbar sein!

3. Liebe staugeplagte Autobahn-Urlauber neben den Deutschland in alle Richtungen durchschleichenden Lkw-Schlangen der „Logistics“-Profis: Denken Sie mal daran, dass „Stuttgart 21“ gerade mit unabsehbaren Milliarden daran geht, jede Verlagerung von Güterverkehr von der Straße auf die Schiene im Südwesten für lange Zeit unmöglich zu machen, vielmehr, das Wenige, das trotz Mehdorn und Grube noch auf Güterzügen bewegt wird, endgültig auf Autobahnen und Landstraßen zu drängen.

Jammern ist nötig, laut beklagen gut, abwählen am besten.

HARTMANN DOERRY, Tübingen

Vergröberung im Zorn

■ betr.: Leserinnenbrief: „Neues Sorgerecht macht Sorgen“,taz vom 6. 8. 10

Unabhängig vom Thema und Geschlecht der Kontrahenten ist mehr Sachlichkeit und weniger Emotionalität jeglicher Debatte förderlich. Im Zorn neigt mensch nämlich leider zur Vergröberung: Ledigen Vätern wird nicht pauschal das Sorgerecht zugesprochen, sondern das Recht auf die Wahrnehmung ihres Anteils daran, sofern lt. Gericht dem Wohl des Kindes zuträglich. Letzteres steht hier selbstverständlich im Vordergrund; die Ablehnung des Sorgerechts dient ja auch nicht als Vergeltungsmaßnahme für „schäbiges Umgehen“ mit der Mutter. Schäbig ist es ohne Frage, Frauen mit Kind(ern) sitzen zu lassen. Aber ist die Nutzung des gemeinsamen Sorgerechts deshalb ausschließlich eine „Einmischung“ von Vaterseite? Besteht dadurch nicht auch die Möglichkeit, früheres Fehlverhalten zu korrigieren? Nicht zu vergessen ist doch: Die Entstehung von Kindern wird nicht allein von „Brut und Brunstverhalten der Männer“ gesteuert; dazu gehört ein partnerschaftlicher Konsens. Und der kann nur dann auch über die Trennung hinaus funktionieren, wenn der Entlaufene oder Abgelegte nicht unmittelbar zum „Erzeuger“ degradiert wird. FRANK PÖRSCHKE, Hattingen

Unbehagen kundtun

■ betr.: „Mehr auf taz.de: Schwarzer schlägt zu“, taz vom 5. 8. 10

Alice Schwarzer „soll endlich abtreten“? Wenn die Neo-Femi-Mädchen von SM bis Porno alles hochjubeln, um nicht als Spaßbremsen dazustehen: warum soll da eine renommierte Feministin nicht unbeirrt ihr Unbehagen an sexuellen Praktiken kundtun, deren Frauenbild zumindest zweifelhaft ist? MARTIN HAGEMEYER, Wuppertal