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Archiv-Artikel

Mehr Gewinn in Sicht

Allianz erhöht ihre Gewinnprognose. Stellenabbau geht weiter. NRW-Gewerkschafter: „Kapitalismus brutal“

DORTMUND taz ■ Mit Empörung haben nordrhein-westfälische Gewerkschafter auf die Ankündigung der Allianz reagiert, trotz erhöhter Gewinnprognose am Arbeitsplatzabbau festzuhalten. „Kein Mensch versteht mehr, warum in Dortmund 370 Allianz-Mitarbeiter in die Arbeitslosigkeit geschickt werden sollen und mehrere hundert Arbeitsplätze bei der Dresdner Bank auf dem Spiel stehen“, kritisierte Roman Eberle von der Gewerkschaft Ver.di in Dortmund. „Das ist ‚Kapitalismus brutal‘, die Gewinne steigen in schwindelerregende Höhen, die Menschen werden in den Abgrund geworfen.“

Wie die Allianz gestern bekannt gab, ist unter anderem der Überschuss von Deutschlands größtem Versicherer im zweiten Quartal 2006 im Vergleich zum Vorjahr um 64 Prozent von 1,4 Milliarden Euro auf etwa 2,3 Milliarden Euro gestiegen. Die Allianz rechnet deswegen in 2006 mit einem höheren operativen Ergebnis von über 9 Milliarden Euro. Der Jahresüberschuss soll zwischen 5,5 und 6 Milliarden Euro betragen. Zugleich verteidigte Allianz-Chef Michael Diekmann den geplanten Stellenabbau. Gute Quartalszahlen würden „keine Garantie für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens darstellen“, sagte er. Der Abbau von deutschlandweit 7.500 Stellen bei der Allianz und dem Tochterunternehmen Dresdner Bank sei alternativlos.

Die Börse reagierte schnell auf die erhöhte Gewinnprognose. Die Allianz-Aktie stieg gestern um mehr als 2 Prozent auf 126 Euro. Ver.di-Funktionär Eberle hingegen warf Allianz-Chef Diekmann „blanken Zynismus“ vor. Dieser hatte in einem Brief an die Mitarbeiter geschrieben, die Standortschließungen seien „auch eine Veränderungschance für viele der Betroffenen“. Das sei eine Verhöhnung derjenigen, die ihren Arbeitsplatz verlieren, so Eberle. DIRK ECKERT