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Archiv-Artikel

Studis gegen Zündler

Die Studierendenvertretungen in Bielefeld und Münster lehnen Brandanschläge als Protest gegen Studiengebühren ab – und stellen sich auf die Seite ihrer Rektorate. Der Staatsschutz ermittelt

VON MORITZ SCHRÖDER

Die gewaltsamen Proteste gegen Studiengebühren an den Unis in Münster und Bielefeld schweißen Studierende und Unileitungen zusammen: Der Austausch zwischen den Studierendenvertretungen und Rektoraten ist so eng wie lange nicht. In Münster haben AStA und Rektorat am Mittwoch in einer gemeinsamen Erklärung die vorsätzlich gelegten Brände verurteilt. „Brandstiftung ist kein Mittel zur politischen Auseinandersetzung“, sagt auch Jan Binder, Vorsitzender des AStA in Bielefeld.

In Münster ermittelt jetzt die politische Polizei – wie auch in Bielefeld – wegen den Bränden und Verwüstungen in Universitätsgebäuden. Der Staatsschutz wird nur eingeschaltet, wenn die Ermittler von einer politisch motivierten Straftat ausgehen. „Wir ziehen Parallelen zu den Bränden in Bielefeld“, erklärt der Münsteraner Polizeisprecher Markus Kuhlmann.

Die Polizei in Bielefeld geht davon aus, dass Studierende mit den gelegten Bränden und Verwüstungen gegen die Einführung von Studiengebühren protestieren wollten. Seit Unbekannte mit einem gestohlenen Generalschlüssel in das Büro eines Senatsprofessoren eindrangen und es verwüsteten, sei der Zusammenhang offensichtlich, sagt Harald Brüntrup vom Staatsschutz Bielefeld. Schließlich seien die zwei Generalschlüssel während der Senatssitzung am 12. Juli entwendet worden, als der Senat die Einführung von Studiengebühren beschlossen hat. Außerdem haben seit Mitte Juli sechs Toiletten und jüngst ein Müllcontainer am Campus gebrannt.

Auch am Campus in Münster ging es heiß her. Im historischen Schlossgebäude, dem Hauptsitz der Uni-Verwaltung, wurden in den vergangenen zehn Tagen mehrere Brände gelegt. Betroffen waren Institutsräume, der Keller und eine Herrentoilette, wo Handtuchspender und Papiereimer abgebrannt sind. Eine politisch motivierte Tat schließt die Polizei auch hier nicht aus. Uni-Sprecher Norbert Frie sieht dagegen keine Hinweise auf mögliche Täter: „Entgegen Spekulationen haben wir noch kein Bekennerschreiben erhalten.“

Auch die AStA-Vertreter in beiden Städten können einen Zusammenhang mit den Protesten gegen Studiengebühren nicht erkennen und warnen vor schnellen Schuldzuweisungen. Gleichzeitig beeilt man sich zu versichern, dass man gewaltsame Proteste natürlich ablehnt. „Wir können nicht nachvollziehen, wie man auf eine solche Idee kommen kann“, sagt der Münsteraner AStA-Vorsitzende Tom Münster über die Brandstiftung.

Seit den Vorfällen nähern sich Unileitung und Studierendenvertreter an: Außer der gemeinsamen Erklärung gegen die Brandstiftungen tauschen sich AStA und das Rektorat in Münster nun häufiger als vorher in Gesprächen aus. Auch in Bielefeld ruft die Unileitung öfter im AStA an, sagt Unisprecher Ingo Lohuis. Einfluss auf den studentischen Protest gegen die Gebühren soll diese neue Einigkeit nicht haben, so Binder. In Bielefeld klagt jetzt eine AStA-Mitarbeiterin gegen den Senatsbeschluss zu der Hochschulmaut.