Der „neutralisierte“ General

Ich gehe davon aus, dass es noch mehrere Wochen weitergehen wird und dass wir dann den Sieg verkünden können“, berichtete Generalmajor Udi Adam erst vor wenigen Tagen im Verlauf einer Pressekonferenz. Damit mag er Recht behalten, nur ob er selbst noch bei der großen Siegesverkündung dabei sein wird, ist fraglich. „Der General Udi Adam, verantwortlich für das Kommando Nord, wurde neutralisiert“, schrieb die auflagenstärkste Tageszeitung Jediot Achronot gestern. Offenbar wurde Adam seinen Vorgesetzten unbequem. „Geschwätz“, so kommentierte er selbst, dabei ist es nicht er allein, dem Kompetenzen genommen werden, auch Divisionskommandant Gal Hirsch „wurde kaltgestellt“.

Dabei gehörte Adam zu den wenigen, die noch unmittelbar vor der Entführung der beiden Soldaten, die die israelische Offensive auslöste, gewarnt hatte: „Der Libanon ist wie stehende Luft, und stehende Luft verbreitet Krankheiten“, sagte er gegenüber Premierminister Ehud Olmert, der andere Sorgen hatte und den Norden, solange er ruhig blieb, Norden sein ließ.

Nichts anderes hätte Adam selbst lieber tun wollen. Bis zur Offensive lebte der General in relativer Anonymität. Die Front war anderswo, in Nablus und im Gaza-Streifen. Von einem Tag auf den anderen avancierte Adam zu einer Schlüsselfigur der aktuellen Entwicklungen. Erst im vergangenen Jahr übernahm Adam den Posten an der Nordgrenze, nachdem er schon mit einem Fuß aus der Uniform gestiegen war. Der Abzug aus dem Gaza-Streifen im letzten August sollte seine Militärkarriere eigentlich beenden. Dass er sich doch zur Übernahme des nördlichen Kommandos überreden ließ, mag mit dem Tod seines Vaters zusammenhängen. Der stellvertretende Stabschef Generalmajor Jekutiel Adam war im Juni 1982 während der israelischen Libanonoffensive getötet worden.

Der in Frankreich studierte Udi Adam hält sich, soweit es geht, von der Öffentlichkeit fern. Er gilt als unarroganter, aber strenger Kommandant, der jedes Wort abwiegt, bevor er spricht. „Nichts kann allein durch das Militär gelöst werden“, sagt er und drängt auf diplomatische Lösungen.

Was ihn an diesem Krieg frustriert, ist der Mangel eines konkret greifbaren Zieles. Das noch immer eher vage Ziel ist, die Hisbollah aus dem Südlibanon zu verdrängen, um Platz für die libanesische Armee und internationale Truppen zu machen. Fest steht, dass Adam mit dem Einsatz deutscher Truppen kein Problem haben würde. „Die Freundlichkeit unserer Beziehungen auf fachlicher und menschlicher Ebene hat sehr beeindruckt“, resümierte er vor zwei Jahren seinen Besuch bei der Bundeswehr. SUSANNE KNAUL