: Atomstrom ist keine Brücke zu Ökoenergien
STROMMYTHEN Energie aus Reaktoren macht das Leben weder billiger noch ökologischer oder sicherer
BERLIN taz | Atomstrom macht das Leben billig! Atomstrom ist Brücke zur Ökoenergie! Atomstrom macht unabhängig! Es klingt eindeutig, was Befürworter längerer Laufzeiten erklären, recht haben sie aber nicht.
Der Strompreis bildet sich an der Leipziger Strombörse. Ihn bestimmt nicht das billigste, sondern das teuerste Kraftwerk, das gerade produziert. Für die Atombetreiber heißt das: Sie können den günstig produzierten Strom teuer verkaufen, zumal ihnen keiner in die Quere kommt. Der deutsche Energiemarkt ist zwar seit 1998 liberalisiert, aber die vier Atomkonzerne beherrschen ihn. Bleiben ihre Meiler am Netz, wird ihre Position zementiert. Für Wettbewerber – viele Stadtwerke haben etwa in Ökoenergien investiert – bleibt es schwer.
Atomstrom – eine Brücke? Von wegen! Bis 2050 will die Bundesregierung die Stromversorgung auf Ökoenergien umstellen. Der Ausbau aber stockt. Zwar gibt es einen gesetzlich garantierten Vorrang für die Einspeisung von Strom aus Wind- oder Wasserkraft ins Netz. Weil aber Atomkraftwerke schwer an- und abschaltbar sind, müssen bei starkem Wind dennoch immer öfter Windparks abgeschaltet werden.
Eine Stromlücke gibt es nicht. Wie die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen, ein Institut der fossilen Energiewirtschaft, ermittelte, wurden etwa im 1. Quartal 2010 in Deutschland 6,7 Prozent mehr Strom erzeugt als verbraucht. Deutschland hätte auf acht Atomkraftwerke verzichten können. „Die Preise steigen nicht“. – „Längere Laufzeiten von Atomkraftwerken würden Investitionen in erneuerbare Energien behindern.“ – „Es gibt keine Stromlücke.“ Das kann jeder nachlesen auf der Homepage des Bundesumweltministeriums. Die Informationen stammen aus Zeiten, als SPD-Mann Sigmar Gabriel das Ressort leitete, CDU-Nachfolger Norbert Röttgen hat sie nicht löschen lassen. HG, RENI