: Der eiserne Kandidat
Beim WDR werden ab heute endgültig die Weichen für die Intendantenwahl gestellt. Fritz Pleitgen weiter im Rennen
Beim WDR in Köln treffen sich heute alte Bekannte: Fritz Pleitgen und Reinhard Grätz. Intendant seit 1995 der eine, Vorsitzender des WDR-Rundfunkrats seit 1985 der andere. Mit dabei sind die anderen Mitglieder des so genannten „Wahlvorbereitungsausschusses“, denn darum geht es: Pleitgen, 68, hatte erst am Wochenende in Interviews mit der taz nrw und dem Kölner Stadtanzeiger noch mal bekräftigt, auch ein drittes Mal als WDR-Intendant anzutreten.
„Wenn wider Erwarten keine Einigung“ auf eineN andere KandatIn zustandekomme, so Pleitgen zur taz nrw, wäre er weiterhin bereit, seine „persönlichen Pläne zurückzustellen“. Zu entscheiden habe aber nicht der aus neun RundfunkrätInnen bestehende Ausschuss, sondern allein der komplette Rundfunkrat als oberstes Gremium der größten ARD-Anstalt. Und der, so Pleitgen mit feiner Ironie zum Stadtanzeiger, sei doch in einer „komfortablen Ausgangslage“: Findet er keinen Kandidaten, ist Pleitgen ja praktischerweise schon da: „Ich bin gewissermaßen die eiserne Reserve.“ Ob es so kommt, ist aktuell offenbar wieder etwas unsicherer als vor der Sommerpause: Während weite Teile des Rundfunkrats wegen der gegenwärtigen Gemengelage eher von einem Kandidaten-Patt – und damit einem Trend pro Pleitgen ausgehen, heißt es in SPD-Kreisen, ein hidden champion sei nicht ausgeschlossen.
Doch einen WDR-internen Kronprinzen, wie Pleitgen ihn einst selbst unter seinem Vorgänger Friedrich Nowotny gab, sucht man in Köln vergeblich. Pleitgen selbst nennt als höflicher Mensch zwar von Hörfunkdirektorin Monika Piel bis zum WDR-Verwaltungschef Lutz Marmor diverse „intendantenfähige“ Hausgewächse. Doch der einzige wahre Kandidat, der ehemalige WDR- und heutige ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender gilt im Rundfunkrat als nicht mehrheitsfähig. An potenziellen externen KandidatInnen ist zwar – vom designierten ARD-Vorsitzenden und Saarfunk-Intendanten Fritz Rapp über 3sat-Chef Gottfried Langenstein bis zu RBB-Intendantin Dagmar Reim – kein Mangel. Ernsthaft rechnet mit ihnen aber bisher keiner.
Damit könnte im Rundfunkrat, der am morgigen Mittwoch tagt, genau das drohen, was Pleitgen auf jeden Fall verhindern will: „Bloß kein öffentliches Streiten und parteipolitisches Gezerre.“ Denn die überraschende Initiative für die dritte Amtszeit ging ironischerweise von der CDU aus – und wird nicht zuletzt aus diesem Grunde von weiten Teilen der SPD im Rundfunkrat abgelehnt. Pleitgen, für den sich auch der WDR-Redakteursausschuss stark macht, schreibt derweil nach eigenem Bekunden „immer mal wieder“ an seinen Erinnerungen, für die er einen schönen Titel hat: „Rastlos gelassen“. STG