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Archiv-Artikel

Schuld hat nur der Maulwurf

HSV-KRISE

Von RLO

Inmitten der Turbulenzen und Schuldzuweisungen, die auch in der Woche nach dem Rauswurf von Trainer Bert van Marwijk weitergingen, wurde es für eine Weile ganz still um den HSV. Aus einem Krankenhaus in Hannover erreichte den Verein am Dienstag die Nachricht, dass Hermann Rieger gestorben ist.

Der Physiotherapeut der großen Jahre, der Bayer in Hamburg, der aufgrund seiner feinen, herzlichen Art zum einzigen Physio mit eigenem Fanclub wurde – „Hermanns treuer Riege“ – und der auch nach seinem Ruhestand den HSV als dessen sympathischster Botschafter begleitete. Am Mittwoch versammelten sich mehr als 1.000 Fans zu einem Trauermarsch. Am 2. März will der HSV mit einer Trauerfeier von Rieger Abschied nehmen.

Das ist einen Tag nach dem Nordderby bei Werder Bremen, in dem sich die alten Rivalen als Abstiegskandidaten gegenüberstehen. Seine Heimspielpremiere hat der neue HSV-Trainer Mirko Slomka schon heute gegen Borussia Dortmund. Damit die nicht zum Debakel gerät, krempelt er den Defensivverbund um, gibt Aussortierten eine Chance und stellt Platzhirsche infrage. Rhetorisch reproduziert Slomka dagegen die Denke, die den Niedergang eingeleitet hat: „Der HSV sollte eigentlich unter die Top 5 gehören.“

Für fünf Aufsichtsräte war die Bewilligung des Trainerwechsels die letzte Amtshandlung. Schon die vorzeitigen Entlassungen von Frank Arnesen und Thorsten Fink hatten die HSV-Kasse geleert. Die Entlassung van Marwijks ist ein weiterer Aderlass. Der frühere Aufsichtsratschef Manfred Ertel verkündete, er habe sich während des gescheiterten Putschversuchs zur Inthronisierung von Felix Magath „manipuliert, instrumentalisiert und genötigt gefühlt“: „Ich bin nicht länger bereit, für wirre Alleingänge oder eitle Karriereplanungen Einzelner in Haftung genommen zu werden“, sagte er.

Unterdessen beharrt Aufsichtsratschef Jens Meier darauf, die Situation des HSV sei kein Produkt einer schlechten Arbeit des Gremiums. Er wettert stattdessen gegen einen simsenden Maulwurf im Aufsichtsrat, der den HSV in Gefahr bringe. Im Amt bleibt er nur, „damit der Verein handlungsfähig bleibt“.

Und was macht Magath? Nachdem er den HSV-Aufsichtsrat tagelang am Nasenring durch die Arena geführt hatte, verkündete er kurz nach dem Scheitern seiner Machtübernahme, dass er nun beim FC Fulham in England anheuere. Der liegt im Augenblick vier Punkte unter einem Nichtabstiegsplatz, drei mehr als der HSV. „Wir steigen nicht ab“, sagte er bei seiner Vorstellung in London. Dort glaubt man ihm noch.  RLO