: Polizeifunk mit Wasserstoff
VORBILD Ein Pilotprojekt in Brandenburg erprobt die Notstromversorgung mit Brennstoffzellen
Unvorstellbar: Ein Brand produziert einen flächendeckenden Stromausfall und Polizei und Feuerwehr sind nicht mehr erreichbar, weil ihr Funksystem dadurch gestört ist. Um das zu verhindern, ist der digitale Funk von Behörden und Organisationen über 4.500 Notstromaggregate gesichert.
Bislang sind sie mit Dieselgeneratoren ausgestattet. Diesel hält sich jedoch nicht gut, muss regelmäßig ausgetauscht und das Aggregat auf seine Verfügbarkeit hin getestet werden. Ein Pilotprojekt in Brandenburg soll jetzt Abhilfe schaffen: Statt Diesel zu verbrennen, wird Wasserstoff mittels einer Brennstoffzelle in Energie umgewandelt. Der Wasserstoff reagiert zwischen zwei mit einem Beschleuniger beschichteten Metallplatten mit Sauerstoff, wobei Energie ohne Schadstoffe und Treibhausgase freigesetzt wird. Außerdem hat eine solche Zelle einen höheren Wirkungsgrad als eine Verbrennungsanlage. Allerdings muss etwas Energie aufgewendet werden, um den Wasserstoff für die Lagerung zu verflüssigen.
Ein Problem in der bisherigen Brennstoffzellentechnik sind vor allem die hohen Investitionskosten. Das Projekt in Brandenburg, bei dem zunächst 116 Brennstoffzellen gebaut werden sollen, kostet sechseinhalb Millionen Euro. Knapp die Hälfte davon zahlt das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Einen Teil der Kosten machen Wechselrichtereinheiten aus: Teilweise ist eine separate Einheit nötig, die den in der Zelle entstehenden Gleichstrom in von normalen Netzen nutzbaren Wechselstrom umwandelt. Wolfgang Axthammer vom Branchenverband Clean Power Net kennt diesen Einwand. „Am Anfang muss man erstmal viel Geld in die Hand nehmen. Der Preis einer Zelle amortisiert sich wegen der geringeren Wartungskosten aber schon nach einigen Jahren. Außerdem kann wie bei anderen Produkten auch die Bestellung einer größeren Stückzahl den Preis drücken.“ Er gibt auch zu, dass die Brennstoffkosten schwer abzuschätzen seien, weil sie stark schwanken könnten. Das ist bei Diesel allerdings nicht anders.
Entzündlicher und damit gefährlicher als andere Brennstoffe ist Wasserstoff laut dem Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellenverband nicht. In einigen Bereichen, zum Beispiel in der Umwelt- oder Verkehrsmessungen, sind Brennstoffzellen in Deutschland schon längst im Einsatz.
Dort ist jedoch die benötigte Leistung geringer. Wenn beim Einsatz für den Digitalfunk in Brandenburg alles gut läuft, könnten andere Bundesländer schon bald nachziehen.
ESTHER WIDMANN