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Archiv-Artikel

Öko-Angriff auf AKW Brunsbüttel

Das alte Atomkraftwerk bei Hamburg sei so unsicher wie der unlängst havarierte schwedische Reaktor von Forsmark, erklärt die Deutsche Umwelthilfe. Grüne fordern Stilllegung bis zur Beseitigung der Mängel. Umweltminister Gabriel: Gutachter prüfen

VON HANNES KOCH

Umweltschützer wollen die Energiekonzerne Eon und Vattenfall zwingen, ihr altes Atomkraftwerk Brunsbüttel bei Hamburg baldmöglichst abzuschalten. Die Sicherheitssysteme des AKW seien ähnlich unzuverlässig wie die in Forsmark, erklärte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) gestern. In dem schwedischen Kraftwerk hatte es am 25. Juli einen schweren Störfall gegeben, „Die Behauptung der Betreiber, ein Störfall wie in Schweden sei in deutschen Reaktoren nicht möglich, ist definitiv falsch“, sagte DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch.

Die Umwelthilfe, die zum einflussreichen Verband BUND gehört, will mit ihrer Intervention die Absicht der Atomkonzerne durchkreuzen, alte Kraftwerke länger laufen zu lassen, als es der Atomkonsens zwischen Industrie und Bundesregierung vorsieht. Brunsbüttel muss danach 2009 abgeschaltet werden. Die Eigentümer Eon und Vattenfall streben dagegen einen Antrag bei Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) an, das AKW weiterbetreiben zu können.

Nach Informationen der Umwelthilfe sind die elektrischen Notsysteme von Brunsbüttel so veraltet, dass im Extremfall nicht genug Strom zur Verfügung stehen könnte, um das Atomkraftwerk kontrolliert vom Netz zu nehmen. Deshalb bestehe ein erhebliches Risiko, dass es dann zu einem Unfall mit radioaktiver Verseuchung komme. Die Umwelthilfe fordert deshalb die sofortige Abschaltung des AKW. Sie bezieht sich auf interne Unterlagen der Gesellschaft für Reaktorsicherheit und der Reaktorsicherheitskommission, die im Auftrag der Bundesregierung Kontrollen von Atomkraftwerken durchführen. In Brunsbüttel entspreche „das Anlagenkonzept nicht mehr dem Stand von Wissenschaft und Technik“, heißt es in einem der Papiere. Auch umfangreiche Erneuerungen in den Jahren 2002 und 2003 hätten die „Defizite hinsichtlich des Aufbaus der Notstromversorgung nicht“ beseitigt.

Im Bundesumweltministerium bestätigte man diese Erkenntnisse. Sie seien aber „nicht neu“, sagte Sigmar Gabriels Sprecher Michael Schroeren. Bei den Unternehmen Vattenfall und Eon habe das Ministerium eine Sicherheitsanalyse für die Modernisierung der Notstromversorgung angefordert. Diese liege aber noch nicht vor.

Das mit der Atomaufsicht betraute Sozialministerium von Schleswig-Holstein ist zwar schon im Besitz der Analyse, hat sie von Gutachtern aber noch nicht abschließend auswerten lassen. Daher sei noch nicht klar, ob durch die veraltete Notstromversorgung die Sicherheit derart beeinträchtigt sei, dass man das AKW abschalten müsse. Bis diese Fragen geklärt seien, müsse Brunsbüttel vom Netz, forderten dagegen die Grünen.