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Archiv-Artikel

UNTERM STRICH

Ein Istanbuler Staatsanwalt hat gegen den türkischstämmigen Autor Dogan Akhanli Anklage wegen Raubs und Totschlags erhoben. Das sagte Akhanlis Anwalt Haydar Erol am Mittwoch in Istanbul. Der Anwalt wies den Vorwurf zurück, sein in Köln lebender Mandant habe sich vor 21 Jahren an einem Raubüberfall auf eine Wechselstube in Istanbul beteiligt. Er forderte die Freilassung Akhanlis und die Einstellung des Verfahrens. Auch der Kölner Schriftsteller Günter Wallraff hatte vor wenigen Tagen sofortige Freiheit für seinen Kollegen verlangt und von einem konstruierten Verfahren gesprochen. Akhanli, dessen Arbeit in der Türkei und in Deutschland ausgezeichnet worden ist, hat die deutsche Staatsbürgerschaft. Er war nach seiner Flucht nach Deutschland 1991 erstmals wieder in die Türkei gereist. Akhanli wurde am 10. August an einem Flughafen in Istanbul festgenommen. Er hatte seinen kranken Vater besuchen wollen. Nach Auskunft seines Anwalts wird er in einem Gefängnis in der Provinz Tekirdag festgehalten. Die Anklage stütze sich auf Zeugenaussagen, von denen eine unter Folter gemacht worden sei, sagte Erol. Der vermeintliche zweite Zeuge, der Sohn des Getöteten, habe später bestritten, Akhanli jemals auf einem Foto identifiziert zu haben. „Dieses Szenario hat die Polizei produziert“, sagte Rechtsanwalt Erol der Nachrichtenagentur dpa in Istanbul. Der Vorwurf des Raubüberfalls sei konstruiert, meint auch Günter Wallraff. „Bestimmte Kreise der türkischen Justiz nehmen Rache an einem unbequemen Autor, der seit Jahren den Völkermord an den Armeniern thematisiert.“ Der 1957 in der Türkei geborene Autor hatte sich im Buch „Die Richter des jüngsten Gerichts“ mit dem Völkermord an den Armeniern befasst.