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Archiv-Artikel

Das ist unser Park!

Mit einer Parkbesetzung und Baumpflanzungen demonstrieren Politiker und Umweltgruppen für die Erweiterung des Mauerparks, weil die Immobiliengesellschaft Vivico den Parkausbau blockiert

VON DIRK HAGEN

Bürgerinitiativen, Politiker und Umweltorganisationen haben gestern einem seit Jahren andauernden Immobilienpoker Bäume entgegensetzt: Mit einer sogenannten Landnahme wurde ein Teil der leerstehenden Erweiterungsfläche auf dem Mauerpark vorübergehend „besetzt“ und wurden erste Bäume gepflanzt. Man rief zum „zivilen Ungehorsam“ gegen den Eigentümer, die bundeseigene Immobiliengesellschaft Vivico Real Estate GmbH, auf.

Weil die sechs Hektar große Freifläche westlich des Mauerparks im Quartier zwischen Prenzlauer Berg und Wedding schon längst in eine Parknutzung hätte überführt werden sollen, war die Liste der Protestierenden lang: Politiker der Grünen, der SPD und der Linkspartei.PDS aus dem Abgeordnetenhaus sowie Vertreter aus den Bezirken Pankow und Mitte beteiligten sich an der Besetzung.

„Ab sofort beginnt die Fertigstellung des Parks“, startete Mitinitiator Heiner Funken vom Bürgerverein Gleimviertel die Pflanzaktion. Andreas Otto (Grüne), Kandidat für das Abgeordnetenhaus, sagte: „Ziel ist, die gesamte Fläche des einst geplanten Mauerparks fertigzustellen.“ Der Fraktionsgeschäftsführer der SPD-Pankow, Klaus Mindrup, warf der Stadträtin von Mitte, Dorothee Dubrau (Grüne), die für die Gespräche mit der Vivico verantwortlich ist, „mangelnde Verhandlungsfähigkeit“ vor.

Seit den 1990er-Jahren warten die beiden Bezirke auf die Parkerweiterung. Damals hatte der Hamburger Architekten Gustav Lange ein 14 Hektar großes Parkband geplant. Realisiert wurde die Gesamtidee Mauerpark bisher nur teilweise, da Berlin und die Vivico sich nicht auf einen Kaufpreis der 6 Hektar großen Restfläche einigen konnten.

Die Vivico fordert horrende Preise für das Gelände – oder eine Änderung des Flächennutzungsplans. Dieser hatte für den Bereich Mauerpark bisher nur Grünflächen vorgesehen. In einem Vertrag mit der Allianz-Umweltstiftung, die den Ausbau des Parks mit 2,3 Millionen Euro unterstützt, hat sich der Senat verpflichtet, mindestens 10 Hektar Park bis 2010 fertigzustellen. Ansonsten muss das Stiftungsgeld zurückgezahlt werden. Der Senat ist somit in Zugzwang.

Da das Land für den Ankauf keine hohe Summe aufwenden will, sollte ein Deal die Rettung bringen: Die Vivico stellt die nötigen 2 Hektar – der 6 – für den Park zur Verfügung und bekommt dafür das Recht auf Wohnungsbau. Ein neuer Vorschlag der Planer sickerte nun zu den Initiativen durch und brachte das Fass zum Überlaufen: Statt Wohnimmobilien wird nun ein Deal mit großflächigem Einzelhandel angestrebt. Ein Baumarkt inklusive Parkplatz stünde dann im Erweiterungsgrün.

„Dieser Vorschlag ist noch schlechter als die Idee der Wohnbebauung“, sagt PDS-Abgeordneter Michail Nelken. Er beschäftigt sich seit 15 Jahren mit dem ehemaligen Mauerstreifen. Nelken war bei der „Landnahme“ dabei und forderte die Initiatoren und Bürger auf, Fakten zu schaffen – und mit der Fertigstellung des Parks zu beginnen.