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Archiv-Artikel

Rätselraten um den Kofferbomber

Auch zwei Tage nach der Verhaftung von Youssef Mohamad E.-H. auf dem Kieler Hauptbahnhof ist noch wenig über ihn bekannt. Student war er jedenfalls noch nicht, und auch die von ihm besuchte Moschee gilt als relativ harmlos

Zwei Tage nach der Festnahme des mutmaßlichen „Kofferbombers“ Youssef Mohamad E.-H. ist über ihn weniger bekannt, als es zunächst schien: So war der angebliche Student gar keiner. Der Libanese hat bislang lediglich das Studienkolleg am Rande des Kieler Uni-Campus besucht, das ausländische Aspiranten auf ein späteres Studium vorbereitet.

Am 7. Juli habe er dort seinen Abschluss gemacht, bestätigt Lars Langenau, Sprecher des Kieler Bildungsministeriums. Noch aber war Youssef Mohamad E.-H. nicht an der Fachhochschule eingeschrieben. Am Wochenende hatte es geheißen, er habe dort Mechatronik studiert.

Das Studienkolleg Kiel äußert sich mit Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen nicht zu seinem früheren Schüler. Gegenüber Spiegel online hatte der inzwischen pensionierte Leiter den Libanesen als „völlig unauffällig“ bezeichnet. Er habe sich „so durchgeschummelt“. In seinem Wohnheim in Kiel-Projendorf ist der 21-Jährige vor allem dadurch aufgefallen, dass er viel Besuch empfing und sich mit seinen Gästen im Zimmer einzuschließen pflegte (taz berichtete). Zimmernachbarn soll Youssef Mohamad erzählt haben, dass sein Bruder vor wenigen Wochen bei den Kämpfen zwischen der Hisbollah und der israelischen Armee im Südlibanon ums Leben gekommen ist.

Auch die Hinweise auf die religiösen Aktivitäten von Youssef Mohamad sind bisher wenig aufschlussreich. Im Keller des Studentenwohnheimes, in dem er lebte, befindet sich ein Gebetsraum. Den soll er fünf mal am Tag aufgesucht haben. Als Indiz für den Grad seiner Radikalität wurde am Sonntag gehandelt, dass an der Tür ein Bild der Hamburger Imam-Ali-Moschee hängt. Dort soll Youssef Mohamad regelmäßig verkehrt haben.

In der Imam-Ali-Moschee haben sich bereits Hisbollah-Anhänger getroffen. Das heißt aber nicht, dass die Moschee ein Hort des Terrorismus ist. Die hiesigen Hisbollah-Anhänger gelten dem Verfassungsschutz als „nicht gewaltbereit“. Und die Moschee im Stadtteil Uhlenhorst ist schlicht die wichtigste schiitische Moschee Norddeutschlands.

Sollte Youssef Mohamad wie rund vierzig Prozent der Libanesen Schiit sein, wäre die Imam-Ali-Moschee in Hamburg eine natürliche Anlaufstelle für ihn. Dass dort Terrorpläne geschmiedet wurden, ist indes unwahrscheinlich: Die Imam-Ali-Moschee gilt als Außenposten des Mullah-Regimes in Teheran und wird deshalb seit 1979 vom Verfassungsschutz intensiv beobachtet. Elke Spanner