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Archiv-Artikel

SPD wagt mehr Demokratie

VORSTOSS Kiels Bürgermeister Torsten Albig will bei der Landtagswahl als SPD-Spitzenkandidat antreten. Er findet sich populärer als Landeschef Stegner. Der wiederum ist noch unentschlossen

„Wir setzen auf Demokratie, Transparenz und Diskussion“

AMIN HAMADMAD, SPD-SPRECHER

Torsten Albig, seit einem guten Jahr Oberbürgermeister in Kiel, will in die Staatskanzlei wechseln: Überraschend kündigte der 47-Jährige an, dass er bei der Landtagswahl als SPD-Spitzenkandidat antreten möchte. In einem Interview mit dem NDR sagte er, er halte sich für populärer als den Landeschef und Fraktionsvorsitzenden Ralf Stegner.

Der Vorstoß kam für Stegner und seinen Landesvorstand unerwartet. Das Gremium trat am Sonnabend zusammen – „turnusmäßig“, wie Stegner bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz betonte. Er kritisierte, dass Albig nicht zuerst die Partei informiert habe. Sein Stil sei das nicht, so Stegner: „Ich habe nichts dagegen, wenn Menschen sagen: ‚Ich kann das Amt‘. Entscheiden wird aber die SPD.“

Dazu findet eine Urabstimmung statt, das hat der Landesvorstand am Wochenende beschlossen: Bis Oktober sollen alle Interessenten für den Spitzenposten ihre Bewerbung beim Landesvorstand abgeben. In öffentlichen Versammlungen stellen sie sich den Kreistagen der Partei vor, deren Mitglieder geheim abstimmen sollen. „Wir setzen auf innerparteiliche Demokratie, Transparenz, Diskussion und Beteiligung“, sagte Amin Hamadmad, Sprecher der Landes-SPD. Willy Brandts Auftrag „Mehr Demokratie wagen“ werde nicht nur diskutiert, „wir machen das“.

Stegner hat sich noch nicht geäußert, ob er sich auf den Machtkampf mit Albig einlässt. Seine Entscheidung wolle er auf dem Parteitag am kommenden Sonnabend bekannt geben, hieß es am Wochenende. Unter seiner Führung hat die Landes-SPD bei Wahlen schlecht abgeschnitten, bei Umfragen blieb Stegner regelmäßig hinter Ministerpräsident Peter Harry Carstensen zurück. Auch in der eigenen Partei ist der Harvard-Absolvent umstritten. Albig hatte dagegen gegen die langjährige CDU-Bürgermeisterin Angelika Volquartz im ersten Wahlgang die Mehrheit in Kiel geholt. Er ist allerdings außerhalb der Hauptstadt im Land wenig bekannt. ESTHER GEISSLINGER

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