Ein Klassiker zieht ins Museum

Eines der beliebtesten Brettspiele wird in Moers ausgestellt. „Mensch ärgere Dich nicht“ wurde weltweit 70 Millionen Mal verkauft. In der Ausstellung darf gespielt werden

„Kaum ein Spiel hat jemals so viele Emotionen ausgelöst“, erklärt Museumsleiterin Diana Finkele. Was der Münchner Josef Friedrich Schmidt zwischen 1905 und 1908 zur Unterhaltung seiner Söhne entwickelte, entpuppte sich zunächst als Flop. Doch wenige Jahre später war die einfache Spiele-Idee des Freizeittüftlers plötzlich in aller Munde. Sein „Mensch ärgere Dich nicht“ wurde bis heute mehr als 70 Millionen Mal verkauft. Im Grafschafter Museum zu Moers wird den Besuchern anhand von 140 Sammlerstücken bis zum 5. November die Geschichte des Brettspielklassikers näher gebracht. „Gespielt werden darf natürlich auch“, so Finkele.

Schmidts Idee war eigentlich gar nicht so neu, wie zunächst vermutet. Denn die eigentlichen Wurzeln des Ärgerspiels liegen in Indien. Dort ließ vor rund 2.000 Jahren der Großmogul Muhammad Akbar in seinen Palästen spielerisch die Puppen tanzen. Auf dem großen marmornen Spielplan in Kreuzform mussten die Haremsdamen den Part der Spielfiguren übernehmen. Ziel war es, taktisch klug und gemeinsam mit einem Verbündeten, die sicher farbig verschleierten Damen so schnell wie möglich auf den Thron in der Mitte des Spielfeldes zu platzieren. Das „Pachisi“ gab es aber auch in klein, aus edlen Stoffen gefertigt.

Rot, gelb, grün und blau oder auch schwarz sind die „Pöppel“, wie die Spielfiguren genannt werden, beim Spieleklassiker. Sie sind aus Holz oder Kunststoff gefertigt. „Mit dem runden Köpfchen und dem zylindrischen Körper ähneln sie ein wenig dem Menschen“, erklärt die Museumsleiterin. Doch wie auch bei den Würfeln hat sich das Aussehen der Figuren mit den Jahren stark verändert. So zeigt das Museum eine Spielfigur aus Alabaster, die aus dem Palästina 3.000 vor Christus stammt. Der älteste Würfel wurde etwa 500 Jahre später in Pakistan aus Kalkstein gefertigt. Aber auch mit Knochen von Tieren wurde gewürfelt, und schon vor vielen Jahren pfuschten Spieler dem Würfelglück oder -pech mit gezinkten Eigenbauten in die Karten. DPA

Di-Fr: 9-18, Sa, So: 11-18 Uhr, bis 5. November, Grafschafter Museum Moers